Landkreis Augsburg: Die Zigarette in der Kneipe steht auf der Kippe
Jubel bei den Nichtrauchern: Knapp 24.000 Bürger im Landkreis Augsburg haben sich in die Listen für das Volksbegehren zum besseren Nichtraucherschutz eingetragen. Die Gastwirte sehen den Entscheid gelassen, fordern aber endlich Klarheit. Von Niko Steeb
Damit wurde die Zehnprozenthürde mit 13,2 Prozent locker genommen. Dies sorgte bei den Organisatoren für Freude, die Gastwirte sehen den Entscheid gelassen, fordern aber endlich Klarheit.
"Dieses Ergebnis ist überwältigend", war die erste Reaktion von Gabi Olbrich-Krakowitzer aus Großaitingen. Die Mitorganisatorin des Volksbegehrens im Landkreis und Vorsitzende der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) im Kreis Augsburg sprach davon, dass die Bürger es geschafft hätten, ihr Anliegen durchzusetzen - gegen die Widerstände in CSU, FDP und der Tabaklobby.
Sie sei gespannt, ob die bayerische Staatsregierung den Gesetzentwurf der ÖDP direkt übernehmen werde. Hoffnung mache ihr, dass sogar innerhalb der CSU und FDP viele das Anliegen des umfassenden Nichtraucherschutzes unterstützen würden. Einer davon war Landrat Martin Sailer von der CSU.
Die Erleichterung von Manfred Brill aus Fischach war durch das Telefon zu spüren: "Das Ergebnis freut mich, wir haben viel dafür getan", sagte der Mitorganisator des Volksbegehrens im Landkreis. Brill, zudem Kreisvorsitzender der Grünen, wertet das Ergebnis als Anerkennung für die geleistete Arbeit und als Druckmittel, um in der verfahrenen Situation beim Nichtraucherschutz weiterzukommen.
Die Ergebnisse zwischen den Orten schwanken stark
Die teils stark voneinander abweichenden Einzelergebnisse beim Volksbegehren im Landkreis (Horgau mit 18,6 und Scherstetten mit 3,9 Prozent) führt Brill auf unterschiedliches Engagement zurück: "Wenn sich in den Rändern des Landkreises vor Ort niemand einsetzt, ist keine Resonanz da." Dort, wo geworben wurde, sei der Erfolg da. In seiner Heimatstadt Fischach etwa wurden Plakate aufgehängt, Flyer verteilt und an Infoständen geworben. Das Ergebnis: stolze 15 Prozent.
Ein Sieg für die Demokratie, konstatierte Manfred Brill. Er hofft, dass das Volksbegehren jetzt zum Erfolg führt, egal ob durch den Landtag oder per Volksentscheid. Der Volksentscheid hätte aber dennoch einen Vorteil, sagt der Grüne: "Vielleicht entsteht daraus ein gesellschaftlicher Lernprozess." Er vergleicht die Verbannung des Rauchens mit der Abschaffung von verbleitem Benzin und Asbest: "All das war früher selbstverständlich."
Viele Hotels sind bereits komplett rauchfrei
Für einige Gasthöfe und Hotels war der Ausgang des Volksbegehrens nicht wichtig: "Wir haben bei uns keine Raucherbereiche mehr", teilte etwa Kaija Müller vom Hotel Post in Zusmarshausen mit. Auch Martin Platzer, Inhaber des Gasthof Platzer in Horgau, hat sein Haus auf Wunsch der Gäste schon länger zum rauchfreien Bereich gemacht: "Wer bei uns ist, begrüßt das Verbot."
Ein wenig anders sieht es bei den kleinen Kneipen und Cafés aus. Bernhard Happacher, Inhaber des Cafés "Bbiss" in Gersthofen: "Bisher wurde ich diskriminiert, weil mein Café größer als 75 Quadratmeter ist." Das heißt, dass nicht geraucht werden darf. Das derzeitige Gesetz hält Happacher für "Käse". Deshalb fordert er: "Ich will nur eine einheitliche Regelung, die niemanden mehr benachteiligt." Sein Traum wäre trotzdem, dass der Gastwirt selbst entscheiden darf. Schließlich "haben wir mündige Bürger", die wissen sollten, wo sie hineingehen.
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