Die Geselligkeit fehlt: Die Senioren im Kreis Augsburg werden ungeduldig
Auch wenn gerade noch abwarten angesagt ist, planen die Verantwortlichen wieder Projekte für Senioren im Landkreis Augsburg. Neben Frustration liegt Zuversicht in der Luft.
Der Großteil der Senioren ist geimpft, private Treffen sind wieder möglich. Wie sieht es aber mit dem Programm und mit Angeboten für Senioren im Landkreis Augsburg aus? In den Gesprächen mit Personen, die sich für die Seniorenarbeit engagieren, wird eines klar: Wie so viele, hoffen auch die älteren Menschen im Landkreis auf den Sommer - neben Frustration über abgesagte Treffen liegt wieder Zuversicht in der Luft.
"Es wäre wunderbar, wenn wir uns wieder treffen dürfen!", meint Renate Klemmer vom Seniorenbeirat Stadtbergen. "In unserer WhatsApp-Gruppe fragen die Leute immer wieder: Wann sehen wir uns wieder?" Besonders der Bedarf nach gemeinsamem Stricken und Singen sei wahnsinnig groß. In den letzten Monaten habe die Stadtbergerin immer wieder mit anderen Senioren telefoniert – "einfach, um mal wieder zu schwätzen". Einige seien sehr einsam und trauten sich auch trotz Impfung nur langsam wieder nach draußen. "Dabei wollen wir uns so gern wieder sehen!" Gerade wurde der Seniorenbeirat neu gewählt, bei einem baldigen ersten Treffen sollen dann neue Pläne beschlossen werden. Renate Klemmer hofft darauf, im Laufe des Juni mit dem Programm starten zu können.
Die Kirchen im Landkreis Augsburg wollen bald wieder Aktivitäten anbieten
In der evangelischen Gemeinde Gersthofen hofft Diakon Christian Wolf auf grünes Licht von oben – von Landratsamt und Landeskirche: "Geplant haben wir schon ein Programm fürs ganze Jahr – alles von Sitzgymnastik über Ausflüge." Bisher mussten aber einige Pläne wieder über den Haufen geworfen werden. Im Lockdown habe das Team jedoch immer wieder Senioren zu Hause oder an der Türe besucht.
"Es tut uns und auch den Senioren weh, dass man sich noch nicht richtig treffen kann", erzählt Christian Wolf. Viel Nachfrage bestehe auch nach den Fahrten der "Unterwegs". Zu Beginn des Programms rechnet der Diakon nicht mit einem großen Ansturm: "Da wird es Fingerspitzengefühl brauchen. An Gruppentreffen und vermehrte Kontakte muss man sich erst wieder gewöhnen."
Dem Diedorfer Pfarrer Büching geht es etwas zu langsam
Auch in Diedorf wartet Pfarrer Alan Büching auf das Go der Landeskirche: "Privat dürfen geimpfte Senioren sich treffen – warum dann nicht auch bei uns in der Gemeinde?" Ihm geht im Moment alles ein bisschen zu langsam. "Natürlich müssten alle mit Maske zum Platz gehen. Nicht alles kann sofort wieder erlaubt sein. Ich will aber versuchen, wieder ein bisschen Normalität herzustellen", betont der evangelische Pfarrer. Kritisch sieht er das Regel-Chaos bezüglich der aktuellen Maßnahmen. Keiner wisse mehr, was genau erlaubt sei und was nicht. Den Jugendlichen der Gemeinde gegenüber sei es zwar unfair, wenn sich Senioren wieder treffen dürften. Den älteren Menschen, die bereits ein ganzes Jahr allein sein mussten, möchte Pfarrer Büching aber so schnell wie möglich wieder Angebote ermöglichen.
Für den Seniorenclub Gessertshausen organisiert Christa Schestak normalerweise alle zwei Wochen einen geselligen Nachmittag im Sportheim. Im Moment telefoniere sie regelmäßig mit anderen Senioren aus Gessertshausen, mehr sei gerade nicht möglich. Bei sinkenden Zahlen hoffe sie darauf, bald wieder Treffen im Sportheim anbieten zu können – Hygienekonzept inklusive. Beim ersten Wiedersehen vor einem Jahr wurde die Lage besonders deutlich: "Ich hatte extra viel Programm vorbereitet – die Leute wollten sich aber einfach nur miteinander unterhalten", erzählt Schestak. Da habe sie gemerkt, wie sehr den Senioren der Austausch mit anderen gefehlt hatte.
Seniorentreff der Pfarrei in Deubach sendet kleine Briefe an Senioren
Marlene Kneißl und Rita Martin sind zuständig für den Seniorentreff der Pfarrei in Deubach. Momentan seien die älteren Menschen in der Gemeinde dankbar für alles, was angeboten wird - auch wenn weniger als früher möglich ist. Im Moment bieten sie im Rahmen von kleinen Andachten einen Rahmen zum Zusammenkommen an.
"Bei unseren Maiandachten konnte man die Gesichter wiedersehen. Die Teilnehmer haben sich sehr gefreut und auch trotz Distanz das Treffen genossen", freut sich Marlene Kneißl. Mehr gehe im Moment leider nicht. Mit kleinen Briefen versuchten Kneißl und Martin, Kontakt zu den Senioren der Gemeinde zu halten und sie aufzumuntern. Ein zu großes Risiko wollen sie nicht eingehen, umso mehr freuen sich die Seniorinnen auf den Sommer: "Da wird hoffentlich alles leichter!"
Die Naturfreunde in Gersthofen starten noch im Juni mit ihrem Programm
"Alle sehnen sich nach Geselligkeit", meint Christine von Bötticher. Sie hat die Ideen für das Seniorenprogramm Gersthofen, organisiert Fahrten und ist Reisebegleitung. Ab September ist bereits ein volles Programm geplant, vor allem mit Ausflügen in die nähere Umgebung. "Ich weiß, dass viele schon früher losstarten wollen, aber mit Gruppen wäre das sehr schwierig", erklärt von Bötticher. Bis zum Herbst werden noch mehr Personen geimpft sein, was die Planung erleichtere. In Gruppen bis zu 30 Personen sollen auch Stadtführungen oder beispielsweise Radtouren angeboten werden. Auch bei den Naturfreunden Gersthofen ist Christine von Bötticher aktiv, am 20. Juni geht es hier bereits wieder los mit einer Fahrt nach Passau. Jeden Monat sollen im Rahmen des Vereins gemeinsame Ausflüge veranstaltet werden.
Auf unsere Anfrage hin informiert das Landratsamt, dass momentan keine größeren Treffen im öffentlichen Rahmen, wie auch beim Seniorenprogramm, erlaubt seien. Private Treffen von Geimpften werden aber als unproblematisch gesehen, da diese Personen nicht mehr von den Kontaktbeschränkungen betroffen sind. Im Moment dürfen sich fünf Nichtgeimpfte aus zwei Haushalten treffen; sollten sich die Inzidenzwerte unter 35 einpendeln, dürfen zehn Nichtgeimpfte aus drei Haushalten zusammenkommen.
Lesen Sie auch:
Die Diskussion ist geschlossen.