Wie Augsburger Kirchengemeinden das Osterfest feiern wollen
Augsburger Kirchenvertreter sind froh, dass Feiern mit der Gemeinde unter Auflagen nun doch möglich sind. Für viele Pfarreien sind digitale Angebote eine wichtige Ergänzung.
Als höchstes Fest im christlichen Kirchenjahr kommt Ostern inklusive der Kartage auch in pandemiefreien Jahren für die Gemeinden einem Marathon gleich. Als in der Nacht zum Dienstag der dringende Appell des Bund-Länder-Gipfels bekannt wurde, religiöse Veranstaltungen möglichst nur im digitalen Format durchzuführen, war die Aufregung groß. Nach einem letzten Abstimmungsgespräch zwischen der Bayerischen Staatskanzlei und Vertretern der Kirchen ist nun klar, dass die Feiern in der Karwoche und an Ostern mit den Gläubigen in den Gotteshäusern stattfinden können. Das sorgt in den Gemeinden für Erleichterung.
Augsburgs Kirchen setzen auf Hygienemaßnahmen
Der evangelische Stadtdekan Michael Thoma sagt: „Ich bin sehr froh, dass an Karfreitag und Ostern auch Präsenzgottesdienste möglich sind. Wir werden sie in einem sicheren Rahmen verantwortungsbewusst gestalten. Dazu haben wir im letzten Jahr, insbesondere auch an Weihnachten, viele gute Erfahrungen gesammelt." Mit den bewährten Hygienemaßnamen, Unterstützung durch Schnelltests und Gottesdiensten, die teils im Freien stattfinden, freue er sich auf die Feiertage. Dass viele Gemeinden zusätzlich digitale Angebote machen, begrüßt Thoma. Er sei überzeugt davon, dass „Gott auch per Zoom oder Youtube bei uns ist. Doch wir brauchen auch andere Menschen ganz real um uns. Davon leben wir und davon lebt auch unser Glaube."
Die evangelische Gemeinde St. Matthäus in Hochzoll ist ein Beispiel dafür, wie das Zusammenspiel aussehen kann. Laut Pfarrer Thomas Bachmann feiert die Gemeinde „hybrid", was zum einen Präsenz-Gottesdienst nach den geltenden Hygiene-Regeln in der Kirche heißt, zum anderen digitale Übertragung aus dem Regie-Raum auf der Empore bedeutet. Am Ostersonntag etwa trifft sich die Gemeinde erst nach der Ausgangssperre um 5.30 Uhr zur Feier der Osternacht.
Lange vor der Bund-Länder-Konferenz haben auch die Verantwortlichen der katholischen Pfarrei Herz Jesu in Pfersee überlegt, wie sie unter Beachtung der Corona-Regeln zusammenkommen können. Herausgekommen sind dabei unter anderem zwei Liturgien am Karfreitag (um 15 und 17 Uhr) und eine doppelte Osternacht. Die erste wird um 19.30 Uhr am Karsamstag gefeiert, die zweite wurde am Sonntag wegen der Ausgangssperre von fünf auf sechs Uhr verlegt. Grundsätzlich gilt: Wer einen Gottesdienst besuchen will, muss sich wegen der begrenzten Teilnehmerzahl vorab im Pfarrbüro anmelden. Auch wenn in Herz Jesu virtuelle Angebote zu einer wichtigen Säule in der Seelsorge geworden sind, will Pfarrer Franz Götz keinesfalls auf die Zusammenkunft in der Kirche verzichten. „Das Herz des Kirchenjahres ist das Osterfest. Ohne Präsenzgottesdienste gäbe es kein Ostern", betont er.
„Ein Sonntag ohne Kirchgang ist kein Sonntag"
Dieser Einschätzung stimmen auch die Gläubigen zu. „Ein Sonntag ohne Kirchgang ist kein Sonntag", sagt etwa Josef Stöckle aus der katholischen Pfarrei St. Wolfgang im Spickel. Für ihn wäre ein Osterfest ohne Auferstehungsfeier ein „trauriges Ostern." Die aktuelle Sondersituation stößt bei ihm dennoch auf volles Verständnis. Schließlich habe es eine Pandemie wie Corona noch nie gegeben. Wie die katholische Pfarrei St. Wolfgang im Spickel mit dem Kirchenbesuch an Ostern umgehen wird, ist seit einer virtuellen Pfarrgemeinderats-Sitzung am Donnerstagabend gewiss. Gottesdienste werden in Präsenz mit etwa 100 vorangemeldeten Gläubigen stattfinden, parallel dazu aber als Live-Stream in die Wohnzimmer gebracht.
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Iris Kinzel und ihr Stellvertreter Stephan Stöckle sind sich im Vorgehen einig: „Wir orientieren uns an den Vorgaben der Diözese", erklärten sie, noch bevor deren endgültige Haltung bekannt war. Dennoch gebietet das dramatische Infektionsgeschehen ihrer Meinung nach, Vorsicht walten zu lassen. So wird die für Samstagabend um 21 Uhr geplante Osternacht auf 19 Uhr vorverlegt. Kinzel und Stöckle sind aber froh, dass Ostern nicht wie im vergangenen Jahr auf ein Glockengeläut reduziert werden muss. Gute Erfahrungen mit virtuellen Übertragungen in die Privathaushalte hat die Gemeinde St. Wolfgang bereits an Weihnachten gemacht. Wenn auch der Gottesdienst stattfinden darf, so wird es an Ostern eines nicht geben. Laut Kinzel wird nach der Wandlung keine Kommunion verteilt. „Das ist uns dann doch zu riskant."
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