Süchtigentreff in St. Johannes: Arge Oberhausen sieht auch Chancen
Die Emotionen in Oberhausen kochen hoch, seitdem St. Johannes als neuer Standort für den Süchtigentreff im Gespräch ist. Was für die Spitze der Arge Oberhausen wichtig ist.
Eines ist für Hannelore Köppl klar: Die derzeitige Situation mit der offenen Drogenszene am Helmut-Haller-Platz könne so nicht bleiben. Schon am Vormittag lägen dort oft die Süchtigen auf dem Boden, benebelt und weggetreten. Seit Langem fordert die Vorsitzende der Arge Oberhausen, dass sich hier etwas ändern muss. Nun steht mit dem Areal rund um St. Johannes ein Alternativstandort in der Diskussion. Dass der nicht unumstritten sein würde, sei ihr schon vorher bewusst gewesen, sagt Köppl. Sie selbst stört etwas anderes aber noch viel mehr.
"In der gesamten Diskussion ist der Stadtteil Oberhausen durchweg negativ weggekommen", beklagt Köppl gemeinsam mit Gertraud Baumann, die sich als Schatzmeisterin der Arge engagiert. "Dabei gibt es durchaus auch viel Positives über Oberhausen zu berichten." Die meisten Oberhauser, mit denen man spreche, lebten gerne hier. Auch wenn sich der Stadtteil in den vergangenen Jahren stark gewandelt habe, sei er immer noch lebenswert. Die Verkehrsanbindung mit gleich zwei Straßenbahnlinien, die vielen Geschäfte. "In welchem anderen Stadtteil hat man das denn sonst noch?", fragt Köppl.
Arge-Vorsitzende: Vor- und Nachteile für Oberhausen gründlich abwägen
Eine Verlagerung der Drogenszene vom Helmut-Haller-Platz ins Umfeld der Wertachbrücke sehen sie und Gertraud Baumann keineswegs so negativ wie viele andere Oberhauser, die ihren Protest in den vergangenen Wochen lautstark kundtaten. Auch am Samstagvormittag beim Stadtteilspaziergang von Ordnungsreferent Frank Pintsch. Hitzige Diskussionen wurden da vor Ort geführt, Eltern waren mit ihren Kindern gekommen, die bunte Plakate hochhielten. Mit Sprüchen wie "Oberhausen ist kein Ghetto" oder "Wir wollen keine Spritzen und Drogen für unsere Zukunft."
Hannelore Köppl findet, man müsse die Vor- und Nachteile gründlich abwägen. Und in dieser Abwägung sprächen eben auch einige Punkte für St. Johannes. Das große Plus an der Wertachbrücke ist für die Vorsitzende der Arge Oberhausen das Platzangebot. Man hätte hier im Gegensatz zum bisherigen "Be-Treff" Räume für einen Arzt, für den Sicherheitsdienst oder Notschlafstellen. Auch einen kleinen Garten gäbe es. Auf der anderen Seite versteht Köppl aber auch diejenigen, die sich Sorgen machen, dass die Drogenszene künftig den Friedensplatz in Beschlag nehmen könnte. Und natürlich sei der mögliche neue Standort auch nah an Wohngebieten. "Es ist nachvollziehbar, dass die Anwohner das nicht wollen. Aber einen Standort, wo alles optimal ist, wird es nicht geben", so Köppl.
Arge fordert stärkere Unterstützung der Stadt für Oberhausen
Dass der Süchtigentreff in einen ganz anderen Stadtteil umgesiedelt werden kann, glaubt Hannelore Köppl nicht. Viele der Süchtigen, die sich bisher am Helmut-Haller-Platz treffen, wohnten in Oberhausen. Die Verkehrsanbindung sei gut, der Weg zur Substitutionspraxis kurz. "Für viele ist das ein Stück Heimat dort." Damit die Verlagerung überhaupt Erfolg haben kann und sich die Situation am Helmut-Haller-Platz verbessert, dürfte der Alternativstandort nicht zu weit entfernt liegen. Köppl teilt damit die Einschätzung von Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU), dem sie bescheinigt: "Er hat sich wirklich dahintergeklemmt."
Die Vertreter der Arge Oberhausens sehen die Stadt derweil auch in der Pflicht, den Stadtteil künftig stärker zu unterstützen. Sei es bei der Pflege des Straßenbegleitgrüns, durch den Einsatz des Ordnungsdienstes oder bei der Sauberhaltung des Friedensplatzes. Hier, findet Gertraud Baumann, werde Oberhausen derzeit noch sehr stiefmütterlich behandelt. Hannelore Köppl und ihre Mitstreiter hoffen nun, dass die Stadt die Standort-Entscheidung nicht überstürzt. Andererseits könne man aber auch nicht mehr ein oder zwei Jahre warten. Denn die Zustände am Helmut-Haller-Platz müssten sich dringend ändern. Für die Süchtigen und für die Bürger von Oberhausen.
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Was wurde aus den Chancen der letzten Jahre?
Alles gut und schön. Am Hallerplatz würde es auch ein ausreichendes Platzangebot geben, wenn man denn nur wollte. Die oberen beiden Stockwerke sind leer. Da kann man die Arztpraxis und den Sicherheitsdienst auch unterbringen. Und für Notschlafstellen wäre auch genügend Platz.