Hochwasserlage in Bayern eskaliert nicht weiter, bleibt aber angespannt
Starkregen sorgt im Berchtesgadener Land für Überschwemmungen und Erdrutsche. In Passau steigen die Pegel von Inn und Donau. Im Allgäu entspannt sich die Lage.
Nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands war auch Bayern am Wochenende von Hochwassern betroffen – wenn auch in weit geringerem Ausmaß. Im Berchtesgadener Land setzte am Samstag Starkregen ein, Straßen wurden überflutet, die Wassermassen lösten Erdrutsche aus. Noch am Samstagabend rief Landrat Bernhard Kern (CSU) den Katastrophenfall aus. In Niederbayern stiegen derweil in Passau die Pegelstände von Donau und Inn.
Am Montagmorgen ist die Hochwasserlage weiter angespannt, hat sich aber nicht weiter zugespitzt. In Passau stieg der Pegelstand der Donau zwar an, blieb in der Nacht zum Montag aber stabil und erreichte nicht – wie zuvor befürchtet – die höchste Hochwasserwarnstufe. Auch im Berchtesgadener Land konnten die Menschen etwas aufatmen. "Die Nacht verlief ruhig", hieß es bei der Feuerwehr. Anlass zur Hoffnung geben auch die Wetteraussichten. Bis auf einzelne kurze Schauer soll es in den kommenden Tagen trocken bleiben. Unwetter seien derzeit nicht in Sicht, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der Deutschen Presse-Agentur.
Hochwasser im Berchtesgadener Land: Schulen und Kitas bleiben am Montag geschlossen
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sicherte den vom Hochwasser betroffenen Menschen Hilfe und Unterstützung zu. "Wir lassen da niemanden allein, ganz sicher nicht", sagte er bei einem Besuch mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) in Schönau am Königssee. Unabhängig von in Aussicht gestellten Hilfen des Bundes werde man auch in Bayern überlegen, wie man helfen könne.
Wie das Landratsamt am Sonntagnachmittag bekannt gab, bleiben Schulen und Kindertageseinrichtungen in den Gemeinden des südlichen Landkreises (Berchtesgaden, Bischofswiesen, Marktschellenberg, Ramsau b. Berchtesgaden und Schönau a. Königssee) am Montag geschlossen. Dies diene zum einen der Sicherheit der Kinder, hieß es als Begründung. Vor allem sollen aber die passierbaren Straßen frei gehalten werden, damit die Einsatzkräfte mit ihren schweren Geräten reibungslos durchkommen könnten. Ob die Schließung auf Dienstag ausgeweitet werden muss, ist noch unklar.
Rund 135 Menschen wurden evakuiert, eine Person kam bei der Flut ums Leben
Die Einsatzkräfte mussten zahlreiche Menschen aus ihren Häusern holen. Im Vergleich zur Nacht habe sich die Lage aber entspannt, sagte eine Landkreissprecherin auf Anfrage unserer Redaktion am Sonntag-Nachmittag. In Schönau am Königssee drohte ein Hangabrutsch. Dort wurden schon von Samstag auf Sonntag rund 135 Menschen in Sicherheit gebracht. Weitere Evakuierungen gab es am Sonntag. Der Bahnverkehr zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden wurde komplett eingestellt. Die bekannte Bob- und Rodelbahn am Königssee wurde durch das schwere Unwetter zerstört.
Mehrere Bahnstrecken wurden auch in anderen Teilen von Oberbayern gesperrt, Straßen sind blockiert. Der Schaden lässt sich nach Angaben von Landrat Bernhard Kern (CSU) noch nicht abschätzen. Dieser gehe aber in die Millionen, sagte Landrat Kern.
Am Sonntag wurden in Berchtesgaden zwei Todesopfer gemeldet. Allerdings ist nur bei einer Person nachgewiesen, dass sie durch die Flut ums Leben kam. Im Moment sei die Tendenz, dass der zweite Todesfall "eher nichts" mit dem Hochwasser zu tun habe, sagte die Sprecherin des Landkreises weiter. Landrat Kern sprach den Hinterbliebenen der zwei Verstorbenen auf einer Pressekonferenz am Morgen sein Beileid aus. Außerdem bedankte er sich bei den Hilfskräften für ihren Einsatz.
Bäche und Flüsse in Oberbayern erreichten Höchststände
Im Berchtesgadener Land sind vor allem die Orte Berchtesgaden, Schönau und Bischofswiesen betroffen. Dort schoss das Wasser aus den Bergen, gleichzeitig stiegen die Pegelstände des Flusses Ache an. Wegen abrutschender Hänge seien schon gestern Abend einzelne Häuser geräumt worden. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Keller zu verlassen und die Straßen zu meiden.
Am Samstagabend um 22.22 Uhr rief der Landkreis den Katastrophenfall aus.Die Pegel der Bäche und Flüsse in der Region hätten die Stände des Hochwassers von 2013 überschritten. Am Samstagabend um 22 Uhr lagen sie schon bei etwa 3,75 Metern. Wegen der Hochwasserlage im Berchtesgadener Land sollen Ausflügler die Region im Südosten Bayerns meiden. Die Einsatzkräfte hätten alle Hände voll zu tun. Der Bahnverkehr zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden sei eingestellt, sagte Kern. Auch Straßen seien "extremst in Mitleidenschaft gezogen" worden.
Anders als im Westen Deutschlands blieb in Bayern das Handynetz aber stabil. Die Freiwillige Feuerwehr Berchtesgaden kommuniziert via Facebook mit den Opfern. Die Einsatzkräfte empfehlen, sich eine Warn-App für das Smartphone zu installieren. Auch in der Nacht nutzte die Feuerwehr das Soziale Netzwerk für die Kommunikation. Laut eigener Angabe musste die Feuerwehr Berchtesgaden ihre Einsätze in der Nacht von Samstag auf Sonntag priorisieren. Selbst ihr Gerätehaus mussten sie auspumpen. In den Kommentarspalten bedanken sich viele Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer für den Einsatz der Rettungskräfte.
Angespannte Hochwasserlage im Süden und Osten: Passau rüstet sich für Hochwasser
Im niederbayerischen Passau stiegen die Wasserstände der Flüsse Inn und Donau deutlich an, das bestätigte die Polizeieinspiektion Passau gegenüber unserer Redaktion. Die Lage sei zwar ernst gewesen, aber nicht besorgniserregend. Man habe einzelne Straßen sperren müssen, "beklagenswerte Vorfälle gab es aber nicht." Am Montagmorgen lag der Pegel der Donau bei 8,18 Metern und damit unterhalb der höchsten Hochwasserwarnstufe von 8,50 Metern.
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) machte sich am Sonntag ein Bild von der Lage in Neuhaus am Inn und Passau. Mit Blick auf die Schäden in ganz Deutschland forderte er nach einer Mitteilung seines Ministeriums einen nationalen Wiederaufbaufonds in Milliardenhöhe. (mit dpa)
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Dieter Hildebrandt mit erstaunlicher Weitsicht vor vielen Jahren:
"Der Berg ruft nicht mehr - er kommt!"