Weniger Teilnehmer beim „Marsch fürs Leben“ in München als erwartet
Abtreibungsgegner gehen für den Schutz des Lebens auf die Straße. Die Veranstaltung ist hochumstritten. Dennoch nehmen an ihr hochrangige Kleriker teil, darunter der Regensburger Bischof Voderholzer.
Die Meinungen über den „Marsch fürs Leben“ gehen weit auseinander. So war es auch am Samstag, als zum vierten Mal in München Abtreibungsgegner demonstrierten, mit Plakaten wie „Jedes Leben ist ein Geschenk!“ – und auf Gegendemonstranten hauptsächlich aus dem linken Spektrum trafen. Während man beim katholischen Bistum Regensburg etwa von einer „Rekordteilnehmerzahl“ von „mehr als 6.000“ sogenannten Lebensschützern sprach, kamen nach Schätzungen der Polizei rund 3000 Menschen. Erwartet worden waren von den Veranstaltern 8000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Allerdings fielen auch die Gegenproteste deutlich kleiner aus: Statt der erwarteten rund 4500 zählte die Polizei gut 1000 Teilnehmer. Es blieb friedlich.
Das Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde der Katholischen Kirche Bayern hatte von einer Teilnahme abgeraten
Der „Marsch fürs Leben“ stand dieses Jahr besonders im öffentlichen Fokus, nachdem sich die deutschen katholischen Bischöfe im Februar in Augsburg geschlossen von völkischem Nationalismus und der AfD distanziert hatten. Immer wieder war vor allem der „Marsch fürs Leben“ auch von der AfD instrumentalisiert worden; das Thema Abtreibung bildet eine von mehreren thematischen Überschneidungen unter erzkonservativen Christen und dem rechten politischen Rand.
Das Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde der Katholischen Kirche Bayern hatte gegenüber unserer Redaktion von einer Teilnahme abgeraten – ausdrücklich aufgrund der „mangelnden Bemühungen der Veranstalterinnen und Veranstalter, sich von den Teilnehmenden aus dem radikal beziehungsweise extrem rechten Spektrum abzugrenzen und auch klar zu distanzieren“. Der katholisch-konservative Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke verfasste, wie der Passauer Bischof Stefan Oster, lediglich ein Grußwort. Hanke wies am vergangenen Freitag darauf hin, dass „unser grundgesetzlich gefordertes und christlich motiviertes Anliegen nicht von Gruppen gekapert“ werden dürfe, „die den Einsatz für den Lebensschutz für andere politische Zwecke instrumentalisieren“.
Das sagen Bischof Rudolf Voderholzer und Weihbischof Florian Wörner
Am „Marsch fürs Leben“ nahmen dann in München neben dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer die Weihbischöfe Florian Wörner (Diözese Augsburg) und Thomas Maria Renz (Diözese Rottenburg-Stuttgart) teil. Wörner ist regelmäßig beim Berliner „Marsch für das Leben“ zu sehen. Dem in Balderschwang ansässigen Sender Radio Horeb sagte er am Samstag: Er wolle die Fahne hochhalten für den Schutz des menschlichen Lebens in allen Phasen. Er erlebe die Veranstaltung in München als eine sehr fröhliche, trotz des äußerst ernsten Themas. Das Eintreten für das menschliche Leben bedeute Auseinandersetzung – und dieser Auseinandersetzung müsse man sich stellen.
Voderholzer betonte bei einer Kundgebung auf dem Königsplatz, man gebe denen eine Stimme, „die noch keine, oder keine mehr haben. Diese Stimme werden wir uns nicht verbieten lassen“. Und weiter: „Wir nehmen von unserem Recht Gebrauch – und wer uns daran hindern will, ist ein Feind der Demokratie.“
Im vergangenen Jahr in Berlin zeigte ein Mann in der Nähe Voderholzers einen Rassisten-Gruß
Es war Voderholzer, der letztes Jahr Schlagzeilen machte: Beim Berliner „Marsch für das Leben“ hatte ein junger Mann in seiner Nähe den von Rassisten verwendeten „White Power“-Gruß gezeigt. Davon distanzierte sich Voderholzer, in einer ersten Reaktion kündigte sein Bistum auf X aber an, gegen das Foto einer Journalistin, die die Szene dokumentiert hatte, vorgehen zu wollen. Nun hieß es auf dem Bistums-Account unter Bezug auf das Foto zum Vorwurf „Nichts gelernt vom letzten Marsch? Man marschiert nicht mit Rechten!“, dass Bischof Voderholzer „nicht mit Nazis“ laufe. Auf die Frage eines X-Nutzers, was aus dem Bestreben geworden sei, juristisch gegen das Foto vorgehen zu wollen und ob man damit Erfolg gehabt hätte, lautete die mit einem Zwinkersmiley versehene Bistums-Antwort: „Maybe, maybe not“ – „vielleicht, vielleicht nicht“.
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