Burgen und Schlösser der Oettinger Fürsten prägen das Ries
Nördlingens Stadtarchivar Wilfried Sponsel beleuchtet in einem Vortrag das Bauwesen des Adelsgeschlechts
Harburg Nördlingens Stadtarchivar Wilfried Sponsel entführte seine Zuhörer im Rahmen des Harburger Kulturherbstes in die burgengeschichtliche Vergangenheit der Region. Bis ins 9. Jahrhundert reichten seine Ausführungen im Kastenbau auf der Harburg zurück.
Früh (vom 9. bis ins 13. Jahrhundert) entstehen im Ries eine herrschaftliche Grundbesitzerschicht, ein edelfreier Adel und edelfreie Herrschaften. Darunter sind auch die Oettinger. Sie tauchen 1141 als Edelfreie auf und sind bereits 1147 von den Staufern mit dem Grafenamt betraut. Die erste Stufe oettingischer Territorialbildung im Nordries bezeichnete der Referent als „ältere Grafschaft Oettingen“.
Im 13. Und 14. Jahrhundert entsteht die „Jüngere Grafschaft Oettingen“ als Rechts- und Besitznachfolgerin im Reichs- und Staufergut sowie im Kirchengut. Die Grafen haben im Nordries eine eigene Verwaltungs- und Lehnsherrschaft gebildet, und nun gilt es, das Territorium auszubauen und zu sichern. Dazu müssen sie die ehemaligen Klosterherrschaften, Kirchengüter, die Reichsgüter und die Besitztümer des konkurrierenden Regionaladels vor allem des Südrieses an sich bringen.
Tatsächlich kommen die Oettinger Grafen nach dem Zusammenbruch der staufischen Machtstellung (um 1250) in den Besitz der Reichsburgen und anderer Herrschaftsmittelpunkte. Diese werden Verwaltungs- und Amtssitze und zum Teil auch Residenzen.
Keine Standeskonkurrenten mehr im Südries
Um 1350 besitzen die Grafen von Oettingen die Reichsburgen Wallerstein (vermuteter Mittelpunkt der staufischen Besitzungen im Ries), Harburg, Alerheim und Flochberg. Die außerhalb des Rieses gelegenen Burgen Spielberg (1264) und Kapfenburg (1334) waren damals ebenfalls schon oettingisch.
Mit dem Erwerb der Hürnheimer Burgen Niederhaus, Hochhaus und Rauhaus (14./15. Jahrhundert) und der Eingliederung der Lierheimer und Hohenburger Besitzungen gibt es letztlich im Südries keine Standeskonkurrenten mehr.
Oettingen ist von Anfang an namensgebender Stammsitz des Adelsgeschlechts. Die Burg und der Ort haben sich sukzessive zum Kristallisationspunkt des oettingischen Territoriumsbildes entwickelt. Wie Sponsel ausführte, kommt es nach 1410 durch Absprache zwischen den Brüdern Ludwig XI. und Friedrich III. zur Teilung von Stadt und Amt Oettingen. Im „oberen Schloss“ residiert später die katholische Linie Oettingen-Spielberg, im „unteren Schloss“ die 1731 erloschene evangelische Linie Oettingen-Oettingen. In der Barockzeit wetteifert der Adel allgemein um die prächtigsten Schlossbauten. So wird 1687 auch das neue Schloss in Oettingen fertig. Sein Glanzstück, der Festsaal, ist heute noch zu bewundern.
Fürst Albrecht Ernst II. (gestorben 1731) ist der baufreudigste Vertreter des Hauses Oettingen. Zu seinen ersten Baumaßnahmen gehört vor allem der Ausbau seiner Jagdschlösschen in Thurneck und in Schrattenhofen. Das Hauptinteresse des Fürsten richtet sich bald auf den Schlossbau in Hohenaltheim (ab 1710/11). Schloss Tiergarten nahe Schrattenhofen wird abgetragen, die Steine finden in Hohenaltheim neue Verwendung. Noch aber fehlt den Oettingern ein repräsentativer Sitz im Norden der Grafschaft. Mit dem Bau von Schloss Aufkirchen ist auch das bald realisiert.
Palais und Häuser in München gekauft
Die Anzahl der oettingischen Sommer- und Landschlösser ist jedoch um 1800 deutlich dezimiert. Die „Linienchefs“ der noch verbliebenen fürstlichen Häuser Oettingen-Wallerstein und Oettingen-Spielberg (Oettingen-Oettingen starb 1731 und Oettingen-Baldern 1798 aus) kaufen Palais und Häuser in München und die Familien verbringen dort die Winter. Einen letzten Aufschwung an Bedeutung bekommen die Landsitze unter dem kunstsinnigen Fürsten Ludwig zu Oettingen-Wallerstein (1791 – 1870). Mit seinem aufwendigen Lebensstil hinterlässt er einen Schuldenberg, den sein Bruder, Fürst Friedrich, durch den Verkauf von Ludwigs Gemäldesammlung abzutragen versucht. 1870 stirbt Fürst Ludwig in Luzern. Mit ihm geht im Oettingischen ein Stück Kulturgeschichte zu Ende.
Veröffentlichung Der Vortrag des Stadtarchivars wird Ende des Jahres in der Zeitschrift „Neuburger Kollektaneenblatt“ erscheinen.
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