Schwere Kräne heben Zug - Drei Verletzte in schlechtem Zustand
Mit schweren Kränen wurde heute der umgestürzte Waggon aus den Gärten gehoben. Die drei Verletzen befinden sich in einem schlechten Zustand.
Donnerstagmorgen am Ort des Zugunglücks in Kellmünz. Zwei riesige Kräne sind angerückt. Sie haben eine Tragkraft von jeweils 400 und 500 Tonnen. Mit den beiden Kränen wurde gegen 13 Uhr der umgestürzte Triebwagen aus den Gärten zurück auf das Gleis gehievt. Dann soll der Waggon auf einen Tieflader verladen und abtransportiert werden. Bereits am Mittwochnachmittag hat ein schwerer Kran den stehen gebliebenen Triebwagen zurück auf die Gleise gesetzt, damit er abgeschleppt werden konnte.
Das Autowrack, in dem die 46 Jahre alte Fahrerin eingeklemmt worden war, wurde bereits am Donnerstagmorgen um kurz nach acht Uhr aus den Gärten geborgen. Die 46-Jährige war bei dem Unfall schwerst verletzt worden. So auch ein 21- und ein 51-jähriger Zuginsasse. Die drei Verletzten befinden sich laut Polizei in einem schlechten Zustand, schweben aber nicht in Lebensgefahr.
Zugunglück in Kellmünz: Bahn schätzt den Schaden auf 3,5 Millionen Euro
Die zum Teil schwer beschädigten Schienen und der Gleiskörper müssen nun repariert werden. Nach vorläufigen Schätzungen beläuft sich der Sachschaden auf circa 3,5 Millionen.
Reisende müssen auf Busse umsteigen
Wie Bahnmitarbeiter gegenüber unserem Kollegen sagten, könnte der Zugverkehr zwischen Illertissen und Memmingen vielleicht Sonntagfrüh schon wieder freigegeben werden. Momentan gibt es auf dieser Strecke noch Schienenersatzverkehr. Zwischen Ulm und Illertissen verkehren Züge jedoch planmäßig, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Bahn.
Nach Angaben des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten untersucht auf Anordnung der Staatsanwaltschaft ein Gutachter den Unfallhergang. Zudem wertet der Ermittlungsdienst der Bundespolizei die sogenannte Bahntechnik aus und liest den Datenspeicher des Zugs aus. Bei der Polizeiinspektion Illertissen wurde außerdem eine Ermittlungsgruppe eingerichtet.
Nach übereinstimmenden Angaben von Polizei und Deutscher Bahn gibt es bislang keine Hinweise auf einen Defekt der Blinkanlage am Bahnübergang Steinweg in Kellmünz. Bei dem Unfall am Mittwochmorgen wurden drei Menschen schwer verletzt verletzt, zehn Menschen erlitten leichte Verletzungen.
So passierte der Unfall mit dem Zug
Eine 46 Jahre alte Autofahrerin aus Osterberg hatte am Mittwochmorgen gegen 6.55 Uhr mit ihrem Pkw in Kellmünz den Bahnübergang überquert. Dabei übersah sie den herannahenden Regionalzug, der auf dem Weg von Ulm in Richtung Memmingen war.
Triebwagen und Auto stürzen in Gärten
Der 42-jährige Lokführer legte sofort eine Vollbremsung ein. Doch er hatte keine Chance. Der vordere Triebwagen des zweiteiligen Zuges erfasste das Auto der Frau. Durch den Zusammenstoß – laut Information der Bahn kann ein Zug in diesem Bereich noch 140 Stundenkilometer schnell fahren – wurde die Lok aus den Schienen gerissen, drehte sich um 180 Grad und landete etwa 500 Meter von Bahnübergang entfernt in zwei Gärten des benachbarten Wohngebiets „lllerau“. Auch der angehängte Waggon entgleiste, blieb aber dennoch auf den Schienen stehen. Glücklicherweise hielt sich zu der frühen Zeit noch niemand in den Gärten auf.
Drei Menschen schwer verletzt
Die Autofahrerin wurde in ihrem Pkw eingeklemmt und schwerst verletzt. Aus dem Zug, der mit circa 50 Personen besetzt war, wurde ein 21 Jahre alter Fahrgast aus Altenstadt herausgeschleudert. Er erlitt schwere Verletzungen, wie auch ein 51 Jahre alter Zuginsasse. Zehn Menschen wurden leicht verletzt - darunter auch der 42 Jahre alte Lokführer. Die Schienen sind an der Unfallstelle regelrecht verbogen.
An dem Bahnübergang gibt es keine Schranken, sondern lediglich eine Blinkwarnanlage. Es wird spekuliert, ob die Autofahrerin von der Sonne geblendet war und deshalb das warnende Blicklicht übersehen hatte.
Augenzeugen schildern das Zugunglück
„Ich wollte nur noch raus“: Der 18 Jahre alte Bastian Miller aus Betlinshausen berichtet von einem unbändigen Aufprall, dass „alles wackelte“. Er saß im Zug und wollte nach Memmingen – in dem Waggon, der in den Gleisen stehen blieb. Dann sah er durchs Fenster wie der abgerissene und sich drehende Triebwagen quasi auf sie zusteuerte und schließlich neben den Gleisen in den Gärten landete. "Ich wollte nur noch raus aus dem Zug", sagt der junge Mann, der mit einem Schrecken davon kam.
"Von einem riesen Knall und einer ebenso großen Staubwolke", berichtet Karl Stetter, Anwohner der Weiherstraße, die in den Steinweg mündet. Er habe sofort aus dem Fenster geschaut. Der angehängte Waggon sei zunächst noch ungebremst weitergefahren, dann aber zum Stehen gekommen. Die Leute hätten geschrien. Von der benachbarten Firma Butzbach seien sofort Mitarbeiter mit Leitern gekommen und hätten den Fahrgästen geholfen aus den Fenstern zu klettern.
Bürgertelefon für besorgte Angehörige
Am Unglücksort war ein Großaufgebot an Einsatzkräften. Über 70 Feuerwehrleute der Feuerwehren Kellmünz, Altenstadt, Babenhausen, Illertissen und Weiler waren im Einsatz. Mehrere Notfallseelorger und Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams kümmerten sich um Verletzte und Angehörige. Etliche Zuginsassen standen unter Schock. Für die Angehörigen wurde spontan ein Bürgertelefon eingerichtet.
Zwei Rettungshubschrauber und zwei Hubschrauber der Polizei waren eingesetzt. Bundespolizei und Polizei aus Bayern und Baden-Württemberg waren an der Unglücksstelle sowie Notfallmanager der Deutschen Bahn.
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