Claudia Roth über Waffenlieferungen: "Ich war innerlich zerrissen"
Im Live-Interview gibt sich die grüne Kulturstaatsministerin zunächst humorvoll. Dann kippt die Stimmung. Über einen emotionalen Besuch in der Ukraine, die Documenta und Markus Söder.
Ihre inzwischen 24 Jahre als grüne Bundestagsabgeordnete haben Claudia Roth noch nicht vom Lampenfieber geheilt. Sie spürt es noch immer, vor jedem Auftritt, diese innere Aufregung, die schwitzigen Hände, auch an diesem Donnerstagabend beim großen Interview von Augsburger Allgemeine Live. Und trotzdem: Roth, 67 Jahre alt, geboren in Ulm, aufgewachsen bei Memmingen, Wahlkreis: Augsburg-Stadt, hat im kleinen goldenen Saal ein Heimspiel. Und zu einem solchen weiß sie natürlich, ihren Gastgeber zu bespielen.
Bekleidet mit weißen Öko-Sneakern, einem gestreiften Sommerkleid und offensichtlich bester Laune erinnert sie also zunächst einmal daran, dass die Augsburger Allgemeine die erste Zeitung gewesen sei, die sie als Kulturstaatsministerin der Ampel-Regierung auf ihrer neuen Büroterrasse in Berlin empfing: „Ich habe mir schon überlegt, ob ich die Terrasse mit einer Riegele-Zapfanlage ausstatten kann.“ Lacher, erste Sympathiepunkte. Es sollte für längere Zeit der letzte Witz in diesem gut anderthalbstündigen Gespräch mit Politikchef Michael Stifter und Feuilleton-Leiter Richard Mayr sein.
Claudia Roth bei AZ live: Erst der Witz, dann die großen Krisen
Denn vieles, was einmal geplant war – ob nun ein Riegele-Zapfhahn im Kleinen oder der Koalitionsvertrag im Großen – ist aktuell in den Hintergrund gerückt. „Krisen schieben sich aufeinander wie tektonische Platten“, sagt Roth. Die Pandemie, die Klimakatastrophe, der Krieg in der Ukraine. Und von dem spricht die Politikerin lange an diesem Abend.
Davon, dass es sie, die in ihrer Jugend auf Friedensmärschen den Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ skandierte, „innerlich zerrissen“ hätte bei der Frage um eine umfassende militärische Unterstützung der Ukraine. Aber dass dieses Land eben auch für etwas kämpfe, das in deutschen Längengraden als selbstverständlich gelte: für die Freiheit – „wie könnten wir da sagen: Rüstungsgüter kriegt ihr nicht!“ Davon, dass Medienkompetenz in diesen Propagandazeiten wichtig sei, dass Finnland ja auch eine gut 1300 Kilometer lange Grenze mit der „Sowjetunio… ähhh Russland“ teile, und: von einer emotionalen Reise in die ukrainische Kulturmetropole Odessa zu Pfingsten.
Die Staatsministerin besuchte damals eine Orchesterprobe, da fingen einige Künstlerinnen und Künstler plötzlich an zu weinen, weil zahlreiche Stühle leer geblieben waren. Viele befanden sich im Krieg oder waren schon gefallen. Als Roth das erzählt, zieht sie ihre Nase nach oben, schnappt nach Luft, ihre Stimme so zerbrechlich wie der Frieden in Europa. Man merkt, wie nah ihr die Sache geht.
Auch Freiheit hat Grenzen, sagt Kulturstaatsministerin Roth
Bei einem anderen Thema wirkt die Grünen-Politikerin schon angesäuerter: die Documenta, eine weltbekannte Kunstausstellung, in diesem Jahr vorrangig ein bildgewaltiger Skandal, als ein indonesisches Künstlerkollektiv in Kassel mit antisemitischen Karikaturen auffiel. „Wir müssen klären: Wie konnte es dazu kommen? Und wie gehen wir sicher, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt?“, sagt Roth.
Freiheit hat Grenzen. Das betont sie immer wieder. In Bezug auf die Kunstfreiheit und die Documenta. In Bezug auf die Meinungsfreiheit und die AfD. „Wenn diese Freiheiten genutzt werden, um Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Sexismus zu verbreiten, dann“ – kurzer demonstrativer Handkantenschlag auf die linke Handinnenfläche – „hört’s bei mir auf.“
Roths offizielle Berufsbezeichnung lautet: Staatsministerin für Kultur und Medien. Als solche (man beachte Teil zwei der Amtsbeschreibung) kann sie Fragen nach Differenzen in der Ampelkoalition einfach wegplaudern. Was außerdem auffällt: Roth nennt die Außenministerin „Annalena“, den Wirtschaftsminister aber „Robert Habeck“. Und ihren Sinn für Humor entdeckt sie gegen Ende dieses krisenreichen Abends auch wieder: Was sie dazu sage, dass Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Freistaat in der Bundesregierung nicht angemessen vertreten sehe, auch nicht durch sie als Staatsministerin? Lächelnder Roth-Konter: „Markus Söder kann sich sicher sein, dass ich nicht vergesse, wo ich herkomme: aus Schwaben. Nicht aus Oberbayern.“ Applaus in Augsburg. Kurz darauf muss Roth pünktlich weg, zurück nach Berlin. Am nächsten Tag ist Kabinettssitzung.
Hinweis: Das gesamte "Augsburger Allgemeine Live"-Interview mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth können Sie am Samstag in unserer Printausgabe und Online-Ausgabe nachlesen.
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"Claudia Roth über Waffenlieferungen: "Ich war innerlich zerrissen" "
Ihre Scheinheiligkeit in Person.
"Freiheit hat Grenzen. Das betont sie immer wieder. In Bezug auf die Kunstfreiheit und die Documenta. In Bezug auf die Meinungsfreiheit und die AfD. „Wenn diese Freiheiten genutzt werden, um Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Sexismus zu verbreiten, dann“ – kurzer demonstrativer Handkantenschlag auf die linke Handinnenfläche – „hört’s bei mir auf.“"
Ach wenn das doch nur stimmen würde. Hier wieder die AFD Nebelkerze. Wer offen (oder verdeckt) den BDS unterstützt, macht sich mit Antisemiten gleich.
Hier ein Zitat:
»Ich werde nicht als Kulturpolizistin den Daumen heben oder senken«
Das wäre aber notwendig gewesen.
Ein Erklärungsversuch:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article193718523/BDS-Warum-die-Linke-bei-Israel-Boykotteuren-keinen-Antisemitismus-sieht.html
Eine Kulturpolizei wie in Russland oder China brauchen wir hier nicht. Roth hat den Veranwortlichen der Documenta vor der Ausstellung Hife angeboten. Dies wurde harsch und als unerwünschte Einmischung des Bundes abgelehnt. Die Ministerin hat damit getan, was sie tun konnte.
>> Die Ministerin hat damit getan, was sie tun konnte. <<
Unsinn Herr L., wenn die Finanzierung des Bundes weiter läuft sicher nicht!
https://www.documenta.de/de/about#16_documenta_ggmbh
>> Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die von der Stadt Kassel und dem Land Hessen als Gesellschafter getragen und finanziert und zudem durch die Kulturstiftung des Bundes finanziell unterstützt wird. <<
Ist doch ganz einfach - wer öffentlichen Gelder ausgibt hat auch was zu sagen! Dann soll halt dieser Kasselaner Großkotz die Sache alleine durchziehen.
https://www.wetterauer-zeitung.de/hessen/ob-koennen-documenta-auch-allein-finanzieren-91639336.html
>> OB: Können documenta auch allein finanzieren
...
Zuvor hatte Roth als Konsequenz aus der Antisemitismus-Diskussion um die documenta Änderungen in der Struktur der Kunstausstellung gefordert. Im Kern will der Bund mehr Einfluss. <<
Insofern scheint Frau Roth nun auch auf dem richtigen Weg zurück zu sein.
Was ist aus den Grünen geworden, auch ich war mal Wähler als es noch um Umweltschutz ging, aber davon ist bei den Grünen nichts mehr vorhanden, sie sind nun Kriegstreiberund Umweltverschmutzer geworden. Von der Regierung, welche nach Krieg schreien, war keine einzige Person jeh bei der Bundeswehr.
Diese Art von "Kunst" ist halt nur in Deutschland verboten, wie auch Frau Roth einzigartig für D ist.
"...als ein indonesisches Künstlerkollektiv in Kassel mit antisemitischen Karikaturen auffiel."
Das ist falsch und verharmlosend.
Es handelt sich nicht um "ein" Kollektiv, sondern um mehrere und insbesondere um die Kuratoren, die israelische Künstler von der Documenta ausschlossen. Das wiegt mindestens so schwer, wie die Darstellungen. Hier wurde BDS unterstützt. Es handelt sich auch nicht um einzelne Bilder, sondern um ein riesiges, öffentlich weithin sichtbares und zentrales Transparent.
ja Frau Roth kommt aus Ulm !! (edit/mod/NUB 7.2) jetzt versucht sie wie immer mir schön Rednerischen mitteln von sich abzulenken .. Leute wie sie verraten die Grüne Friedliche Idee
Leider ist die hochgelobte Demokratie bereits durch das Kriegsrecht abgelöst worden.