Alexander Sulzer: „Es hat alles gepasst“
Interview mit dem 28-jährigen Verteidiger, der während des NHL-Lockouts für die Ingolstädter Panther aufs Eis gehen wird. Am Donnerstag erstes Training mit dem Team
Düsseldorf oder München? In den vergangenen Wochen rätselten die Eishockey-Experten, bei welchem DEL-Verein Alexander Sulzer wohl die Zeit während des momentan in der National Hockey-League (NHL) stattfindenden Lockouts überbrücken würde. Die Antwort auf diese Frage gab es nun am Mittwochvormittag: ERC Ingolstadt!
„Wir waren bereits seit einigen Wochen an Alexander dran. Doch zum damaligen Zeitpunkt war uns das Ganze einfach noch zu teuer“, erklärt Panther-Sportdirektor Jim Boni. Nachdem der Gesamtpreis (Versicherung sowie Gehalt des Spielers) jedoch rapide fiel, schlugen die Schanzer nun zu und nahmen den 89-fachen NHL-Verteidiger der Buffalo Sabres (zuvor bei Nashville, Florida und Vancouver), wo er die meiste Zeit gemeinsam mit seinem deutschen Landsmann Christian Ehrhoff sogar ein Abwehr-Paar bildete, während des Lockouts unter Vertrag. Ob der 28-jährige gebürtige Kaufbeurer, der am Donnerstag in Köln (dort wird trainiert) erstmals zur Mannschaft stoßen wird, bereits am Freitag in Krefeld (19.30 Uhr) das Panther-Trikot tragen wird, steht allerdings noch nicht endgültig fest. „Wir versuchen natürlich, so schnell wie möglich die Spielgenehmigung für Alexander aus Nordamerika zu bekommen. Wie lange das letztlich dauert, lässt sich aber nur sehr schwer abschätzen“, erklärt Boni.
Die Neuburger Rundschau sprach mit Alexander Sulzer, der beim ERC Ingolstadt die Rückennummer 25 (seine etatmäßige Nummer 52 ist bereits von Patrick Hager besetzt) auflaufen wird.
Hallo Alexander! Am Mittwoch kam die überraschende Nachricht, dass Sie künftig für den ERC Ingolstadt spielen werden. Wir haben Sie diesen Wechsel miterlebt?
Sulzer: Für mich persönlich ging das Ganze eigentlich auch ziemlich schnell. Ich habe am Dienstag mit meinem Agenten telefoniert und ihm mitgeteilt, dass ich unbedingt wieder spielen will. Er hat mir daraufhin vom Interesse des ERC Ingolstadt berichtet – und nachdem dann alles für mich gepasst hat, habe ich dort sehr schnell unterschrieben.
In der aktuellen „Eishockey News“ steht, dass Sie mit Ihrer Familie eigentlich am kommenden Montag zurück nach Nordamerika fliegen wollten...
Sulzer: Ja, das stimmt. Wir hatten zunächst eigentlich nur einen dreiwöchigen Familienurlaub in Deutschland gebucht. Nachdem sich die ganze Situation in Sachen NHL jedoch etwas anders entwickelt hat, haben wir den Rückflug nun quasi verschoben (lacht).
Mit Ihnen als gebürtigem Kaufbeurer erhält die „bayerische Fraktion“ des ERCI – zumindest vorübergehend – Zuwachs. Ist es für Sie ein schöner „Nebeneffekt“, nicht allzu weit von Ihrer Heimat entfernt zu spielen?
Sulzer: Auf alle Fälle. Es war für mich sogar eines der ersten Kriterien, dass ich gerne bei einem Klub spielen wollte, der relativ nahe an Kaufbeuren liegt. Von Ingolstadt aus sind es gerade einmal rund 90 Minuten. Eine andere Option wäre sicherlich Düsseldorf gewesen, da die DEG – sportlich gesehen – quasi meine zweite Heimat ist.
Sie haben bereits 2007 den Sprung nach Nordamerika gewagt. Wie intensiv haben Sie in den vergangenen Jahren das Geschehen in der DEL verfolgt?
Sulzer: Nun, ich habe schon immer die aktuellen Ergebnisse gecheckt beziehungsweise hatte mit ehemaligen Teamkollegen und Freunden regelmäßig Kontakt. Auch wenn ich mich jetzt nicht als „DEL-Experte“ bezeichnen würde, so habe ich das Geschehen schon aufmerksam verfolgt und weiß Bescheid.
In den vergangenen beiden NHL-Spielzeiten haben Sie gleich für vier verschiedene Teams gespielt. Wie schwer sind Ihnen die jeweiligen Umstellungen gefallen?
Sulzer: Diesbezüglich waren es sicherlich nicht die einfachsten eineinhalb Jahre in meiner Karriere. Aber ich bin von jeder Mannschaft immer sehr gut aufgenommen worden, was das Ganze schon etwas erleichtert hat. Der negative Aspekt war sicherlich, dass ich die Schwangerschaft von meiner Frau, die in Nashville geblieben ist, nicht voll und ganz mitbekommen habe. Das war schon sehr schade.
Zum Ende der vergangenen Saison haben Sie bei den Buffalo Sabres gespielt und dort die meiste Zeit mit Ihrem Landsmann Christian Ehrhoff ein Verteidiger-Paar gebildet. Ihre Leistungen waren sogar derart gut, dass die Sabres Ihren auslaufenden Kontrakt bis 2013 verlängert haben. Ist der momentane NHL-Lockout gerade aus diesem Blickwinkel heraus für Sie persönlich – gelinde gesagt – nicht wirklich erfreulich?
Sulzer: Das kann man definitiv so sagen! Für mich ist das schon eine sehr bittere Situation, keine Frage.
Am Dienstag gab es vonseiten der NHL-Bosse ein neues konkretes Angebot an die Spielergewerkschaft NHLPA. Wie bewerten Sie die neue Situation?
Sulzer: Ich denke, dass wir als Spieler beziehungsweise die Gewerkschaft erst einmal die ganzen Details des Vertrages prüfen und dabei auch zwischen den Zeilen lesen müssen. Dementsprechend werden wir dann darauf reagieren. Auf den ersten Blick würde ich aber mal sagen: Es ist auf alle Fälle ein Lichtblick am Ende des Tunnels. Hoffentlich geht es dadurch endlich einmal in die richtige Richtung, damit man eine Einigung erzielen kann.
Bei uns im Internet
Ein Video-Interview mit Alexander Sulzer vom März 2011, als er noch für die Florida Panthers aktiv war, gibt es unter
www.neuburger-rundschau.de/erci
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