Söder und Weil setzen sich bei Angela Merkel für Premium Aerotec ein
Exklusiv Weil Airbus weiter an der Abspaltung der Werksteile festhält, bitten die Ministerpräsidenten von Bayern und Niedersachsen nun die Kanzlerin um Hilfe.
Im Streit um die Neuorganisation der Flugzeugfertigung im Airbus-Konzern erhöhen die Ministerpräsidenten von Bayern und Niedersachsen den Druck auf das Unternehmen. In einem gemeinsamen Brief an die Bundeskanzlerin beklagen Markus Söder (CSU) und Stephan Weil (SPD), dass sich das Airbus-Management nicht an ein Versprechen halte, Alternativen zum Verkauf der beiden Premium Aerotec-Standorte in Augsburg und Varel zu prüfen. In dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt heißt es: "Anders als vom Vorstandsvorsitzenden Guillaume Faury zugesagt, wird ein Verbleib der Einzelteilfertigung im Konzern nach wie vor nicht als ernsthafte Alternative geprüft, obwohl Airbus einen solchen Weg mit der französischen Tochter Stelia beschreitet. Dieser Umstand stößt bei uns auf großes Unverständnis."
Söder und Weil äußern sich zudem besorgt darüber, dass Airbus offenbar die Bereitschaft vermissen lasse, "die von den Umstrukturierungen betroffenen Beschäftigten hinreichend sozial abzusichern". Dies erfülle beide mit großer Sorge, schreiben die Ministerpräsidenten. Airbus plant seit Monaten eine Neustrukturierung des Konzerns, bei der die Fertigung von großen Flugzeugteilen in Deutschland in einer neuen Firma unter dem Namen Neue Aerostructure GmbH (ASA) aufgehen soll. Davon betroffen wären Airbus-Standorte in Hamburg und Stade sowie die drei Augsburger Werkteile von Premium Aerotec und weitere Standorte der Airbus-Tochter in Bremen und Nordenham. Der vierte Premium Aerotec-Werksteil in Augsburg sowie ein weiterer Premium-Aerotec-Standort in Varel sollen abgespalten und an einen bisher noch nicht bekannten Investor verkauft werden.
In Frankreich läuft der Umbau ohne Abspaltungen
In Frankreich soll durch den großen Umbau zum 1. Januar 2022 parallel eine zweite Tochter unter dem Namen Airbus Atlantic entstehen. In diesem Unternehmen sollen die Tochterfirma Stelia Aerospace zusammen mir Airbus-Standorten in Nantes und Saint Nazaire aufgehen. Rund 12.000 Mitarbeiter sollen dort ebenfalls wieder näher an den Konzern gebunden werden und die wichtige Rumpf- und Strukturmontage übernehmen. Anders als in Deutschland, ist dort aber kein Verkauf einzelner Standorte vorgesehen.
Bereits im Mai hatten Söder und Weil sich mit einem Schreiben an die Bundeskanzlerin für die Standorte in ihren Bundesländern stark gemacht. Vor zwei Monaten gab es eine gemeinsame Konferenz der beiden mit Kanzleramtsminister Helge Braun und Vertretern des Airbus-Managements. Damals hätten die Unternehmensvertreter sich festgelegt, dass die Einzelteilfertigung, die in Varel und im Werksteil 4 von Premium Aerotec in Augsburg stattfindet, nur über den Verkauf an einen externen Investor langfristig wettbewerbsfähig bleibe. "Ein möglicher Investor wurde nicht genannt, ganz zu schweigen von konkreten Perspektiven für die Standorte Varel und Augsburg", bemängeln Söder und Weil.
Die Kanzlerin soll auf Airbus einwirken
Die Ministerpräsidenten bitten die Kanzlerin nun erneut auf den Airbus-Vorstand zuzugehen, um auf die zugesagte ernsthafte Prüfung von Alternativen zur Abspaltung zu drängen. "Es dürfte für alle Beteiligten besser sein, wenn die bestehenden unterschiedlichen Interessen am Verhandlungstisch miteinander besprochen würden. Ein längerer Arbeitskampf kann nicht im Interesse des Unternehmens liegen", schließen Söder und Weil.
Bisher gab es zwei erfolglose Verhandlungsrunden zwischen der IG Metall und Airbus. Die Gewerkschaft fordert einen Sozialtarifvertrag mit zwölf Jahren Laufzeit, um die Beschäftigten bei Premium Aerotec vor negativen Folgen des geplanten Konzernumbaus abzusichern. Ihrem Aufruf zu einem Warnstreik sind in der vergangenen Woche die meisten Mitarbeiter des Unternehmens in Augsburg gefolgt. Airbus sagt, man sei den Forderungen bereits weit entgegengekommen. Konkret biete man eine Standortgarantie bis 2025 für alle Unternehmensteile, die in das Sektionsmontage-Unternehmen ASA wechseln, also auch für alle drei Augsburger Werksteile, die nach einer Abspaltung übrig blieben. Zudem garantiere man den künftigen ASA-Beschäftigten den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Augsburgs IG Metall-Chef Michael Leppek sagte unserer Redaktion, dass am kommenden Dienstag in Hamburg eine dritte Verhandlungsrunde mit Airbus stattfinden soll. Er begrüße außerordentlich, dass sich die Ministerpräsidenten für eine gute Lösung in dem Konflikt einsetzten. "Das Bundeskanzleramt muss endlich seinen Einfluss durch die bestehende Beteiligung am Airbus-Konzern geltend machen, damit Arbeitsplätze und Technologie in Deutschland auch zukünftig unter dem Dach von Airbus bleiben. Über Jahre hinweg wurden Airbus und PAG mit Steuergeldern gefördert, das muss jetzt auch in Form von Zukunft für die Belegschaften in Deutschland zurückkommen", so Leppek.
Die Diskussion ist geschlossen.
"Verbal-Populistische-Hilfe" kommt zu spät, denn die Entscheidungen sind schon längst getroffen und auch Merkel, Söder und Weil informiert.
Politiker wie FJS haben solche Entscheidung im Vorfeld für den Standort Deutschland mitentschieden; andere oder gleichwertige Politiker sind leider nicht mehr vorhanden.