Ein Drittel der Population tot: Bienensterben immer schlimmer
Das Bienensterben ist auch in der Region zum ernsthaften Problem geworden. Imker beklagen, dass 30 Prozent ihrer Tiere den Winter nicht überlebt haben.
Kaum wird es wärmer, schwärmen die Bienen aus. Doch es werden von Jahr zu Jahr weniger. Siegfried Brixler, Vorsitzender des Imkervereins Königsbrunn und seit 30 Jahren passionierter Imker, rechnet in diesem Frühjahr mit 30 Prozent Verlust. Dass die Bienenvölker nach dem Winter dezimiert sind, ist üblich. Doch in den vergangenen Jahren war das Ausmaß ungewöhnlich. Diesmal könnte der kalte Winter noch für zusätzliche Probleme sorgen.
Europas Imker sind besorgt
In den USA ist das Phänomen seit Jahren zu beobachten. In Europa sind die Verluste zwar noch nicht derart hoch, die Imker sind dennoch besorgt. Galt bis vor Kurzem noch eine Sterberate von etwa 10 Prozent nach dem Winter als normal, so beträgt diese mittlerweile zwischen 30 und 40 Prozent. Die Region rund um Augsburg bildet da keine Ausnahme. Wie Gregor Zach, Vorsitzender des Imkervereins Aichach, berichtet, gibt es regional große Unterschiede. So habe es den Raum um Aichach deutlich stärker getroffen als beispielsweise Aindling.
Dabei sind die Bienen die wichtigsten Insekten zur Bestäubung und damit unerlässlich für die Landwirtschaft. Rund ein Drittel aller angebauten Nutzpflanzen sind auf eine Bestäubung durch Bienen angewiesen. Geschwächt wird die Widerstandskraft der Tiere durch mehrere Faktoren. Günther Keistler, Vorsitzender des Kreisverbands Augsburg im Verein der bayerischen Imker, nennt als Hauptbedrohung die eingeschleppte Varroamilbe, die für rund 80 Prozent der Verluste verantwortlich sei.
Parasit bedroht die Bienen und ihre Maden
Der Parasit, der sich im Bienenstock aufhält, saugt Blut und überträgt dabei auch andere Krankheitserreger, wodurch die Bienen ihrer Kräfte beraubt werden. Und das ist längst noch nicht alles: „Das Schlimmere ist, wenn die Milbe die Maden befällt“, sagt der Aichacher Imker Zach. Dann entwickeln sich geschwächte Bienen mit geringer Lebensdauer.
Daneben sind es die Pestizide, welche die Bienen entweder direkt töten oder ihre Entwicklung und ihre Lern- und Sammelfähigkeit stark beeinträchtigen. Besonders gefährlich sind dabei die sehr umstrittenen Nervengifte. Als dritte große Gefahr nennt der Augsburger Kreisvorsitzende die einseitige Ernährung, zu der die Bienen aufgrund der industriellen Landwirtschaft und großflächiger Monokulturen gezwungen sind.
Ganz machtlos sind die Imker gegen das Sterben allerdings nicht. Sie können vorbeugen. Die Bienen werden dazu üblicherweise vom Sommer bis zum Winter dreimal mit Ameisen- und Oxalsäure gegen die Milbe behandelt. Brixler mahnt: „Wer dabei nachlässig ist, muss auch mit einem Totalverlust von Bienenvölkern rechnen.“ Doch auch bei der Prophylaxe kommt es zunehmend zu Problemen: Die Milbe entwickle eine Resistenz gegen die Säuren und werde auch aggressiver, so Kreistler.
Weniger Arbeiterinnen nach langem Winter
In diesem Jahr kommt ein weiterer erschwerender Umstand hinzu: der lange, kalte Winter. Die Folge ist, dass weniger Bienen geboren werden. Laut Kreistler fange die Königin normalerweise Mitte Februar, wenn es langsam wärmer wird, mit dem Eierlegen an, 2000 Stück schaffe sie pro Tag. Aufgrund der Kälte verzögere sich das in diesem Frühjahr jedoch. „Die Brutnester bleiben klein. Folglich werden weniger Arbeiterinnen geboren“, so der erfahrene Imker. Die Kälte selbst macht den Bienen in ihrem Stock nichts aus. Aber wenn die Bienen wegen der Kälte nicht raus können, erläutert der Königsbrunner Imker Brixler, werde das einen ernsthaften Ernteausfall zur Folge haben.
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