Augsburger Allgemeine
Richard Mayr
Leitender Redakteur Kultur und Journal
Richard Mayr stammt aus Kaufbeuren. Er studierte an der Goethe Universität in Frankfurt am Main Germanistik, Philosophie und Geschichte. Nach einem Volontariat bei der Allgäuer Zeitung arbeitet er seit 2008 für die Kultur- und Journal-Redaktion der Augsburger Allgemeinen.
Artikel von Richard Mayr
Tanz, Tempo und jede Menge Temperament
Dieser Abend hatte Tempo. So viel, dass Musik und Tanz einsetzten, noch bevor das Licht im Zuschauersaal der Komödie endgültig gelöscht war. Die Bässe wummerten über die Lautsprecher und die akrobatischen jungen Tänzer, die zu Hip-Hop ihre Pirouetten auf den Händen drehten oder in den einhändigen Handstand sprangen, konnten für Augenblicke noch ihr Publikum sehen: Es war jünger als das sonst übliche Theaterpublikum und äußerst begeisterungsfähig.
Ende in Dissonanz
Gründerjahre sind die schönsten Jahre. Alles ist möglich, nichts ist festgezurrt, überall wartet Neuland. Nach stürmischen Anfangsjahren stellt sich entweder das Scheitern oder Professionalisierung ein. Letzteres ist beim Augsburger Kunstlabor Lab 30 geschehen, das gerade zum achten Mal zu Ende gegangen und den Kinderschuhen langsam entwachsen ist. Es hat sich etabliert. In Augsburg ist in den vergangenen Jahren mit einem bescheidenen Etat von 20 000 Euro ein Elektrokunstfestival entstanden, das es mit dieser familiären Atmosphäre und gleichzeitig diesem Anspruch so nirgendwo in Deutschland gibt.
Anschluss unter dieser Nummer
Stromausfall hieße im Kulturhaus abraxas dieser Tage: kein Anschluss unter der Nummer Lab 30. Denn fast alles, was während des 8. Augsburger Elektronik-Festivals zu sehen und hören ist, benötigt die Kraft aus der Dose, ob nun Lautsprecher und Mischpult oder Projektor und Laptop.
Ganz Ohr für Multimediakunst
Das 8. Augsburger Kunstlabor fordert die Zuschauer: Indem es mehrere Sinne zugleich anspricht, aber auch dadurch, dass der Besucher die Apparaturen, Klangobjekte, Installationen in Gang setzen muss. In der stimmigen, verspielten und dann auch hintergründigen Installation "Streichlicht" von Matthias Fitz müssen via Streichholz fotoelektrische Prozesse in Glaskolben gestartet werden. Der Betrachter der Schau ist auch aufgefordert, Pflanzen zu berühren, damit sie reagieren können, oder einen Telefonhörer abzunehmen, damit Verbindungen zu öffentlichen Telefonzellen in Deutschland und der ganzen Welt hergestellt werden.
An der Spitze des Fortschritts und doch nostalgisch
Dieser neue Bildband von Micha Pawlitzki sieht wie die gedruckte Antwort auf die ubiquitäre digitale Fotografie aus. Anstelle des immergleichen Drei-auf-Vier-Formats treten Panoramaaufnahmen, die allein schon wegen der schieren Größe beeindrucken. Pawlitzki zeigt im Verlag "Edition Panorama" sein Japan auf Doppelseiten hauptsächlich in Überbreite.
Ein Raster für die Erinnerung
Bobingen/Krumbach Diese Schau ist gerastert. In fast allen Werken Wolfgang Mennels finden sich Quadrate. Mal sind es drei auf zehn, mal vier auf acht, in die er die Leinwände eingeteilt hat. Strenger kann die äußere Form nicht ausfallen, als in seiner Ausstellung "transit - b" im Kunstverein in Bobingen.
Ein Raster für die Erinnerung
Diese Schau ist gerastert. In fast allen Werken Wolfgang Mennels finden sich Quadrate. Mal sind es drei auf zehn, mal vier auf acht, in die er die Leinwände eingeteilt hat. Strenger kann die äußere Form nicht ausfallen, als in seiner Ausstellung "transit - b" im Kunstverein in Bobingen.
Er fängt die Gegenwart ein
Tom Schulz ging den anderen Weg. Als Berlin fast schon magisch den kreativen Nachwuchs Deutschlands anzog, amerikanische Schriftsteller wie Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides und Jonathan Safran Foers die deutsche Hauptstadt den amerikanischen Metropolen vorzogen, beschloss der 39-Jährige, die Koffer zu packen und nach Augsburg zu ziehen - gegen den Strom.
Malerei mit anderen Mitteln
Roland Köhler betreibt Malerei mit anderen Mitteln. Anstelle von Leinwand und Farbe, von Pinsel und Pigment treten bei ihm Holz und Papier, Schere und Stempel. Köhler fertigt Collagen und Installationen an, die er als Malerei versteht. Das hat er an der Hochschule für Kunst und Design in Halle in einer Malereiklasse durchsetzen müssen, damit hat er nun die Galeristen der Ecke Galerie überzeugt.
Leise im allerbesten Sinne
Es ist der Alltag, den Max Sessner mit Worten zu Lyrik verdichtet. Es sind Beobachtungen, die ihm, dem Augsburger Buchhändler zufallen. Es sind manchmal auch Gemälde, die dem visuellen Menschen (wie er von sich sagt) im Kopf herumgeistern. Das hat zur Folge, dass Sessners Gedichte gänzlich frei vom hohen Ton sind. In Sessners Lyrik kommen die Augenblicke höchster Erregung nicht vor. Seine Gedichte sind leise im allerbesten Sinn.