Der Immobilienmarkt hat sich auch im Landkreis in kurzer Zeit arg verändert
Kredite aufnehmen, Geld anlegen – 2022 hat das Geschäft der Sparkasse Donauwörth-Oettingen verändert. Vor allem bei Immobilien hat sich der Wind gedreht.
In nur einem Jahr, so machen es die Zahlen mehr als deutlich, hat sich das Immobilien-Geschäft der Sparkasse Donauwörth-Oettingen grundlegend geändert. Noch im Frühjahr profitierten Kunden von niedrigen Zinsen, wenn sie ihr Eigenheim finanzieren wollten. Jetzt müssen sie auf ihren Kredit und eine Laufzeit von zehn Jahren mit mindestens 3,5 Prozent rechnen. Die Folge: Weniger Menschen können sich eine Immobilie leisten, die Sparkasse merkt das an einem Rückgang der zugesagten Kredite. 2022 wurden noch 135 Millionen Euro zugesagt, 2023 rechnet das Geldinstitut mit 90 Millionen Euro. Seit etwa einem Jahr gab es keine Anfragen von Bauträgern für eine Finanzierung größerer Projekte. "Es wird zwar noch gekauft und gebaut - aber nicht mehr in dem Umfang, wie wir es die vergangenen Jahre gewohnt waren", sagt Vorstandsvorsitzender Johann Natzer.
Angesichts der steilen Aufwärtskurve bei Preisen, Zinsen und zugleich teilweise trüben Wirtschaftsprognosen zeigen sich Natzer und Vorstandskollege Michael Scholz beim Bilanzgespräch zufrieden, dass das Jahr 2022 für die Sparkasse Donauwörth mit solidem Wachstum abgeschlossen wurde. Der Gewinn beträgt 900.000 Euro und erhöht die Bilanzsumme auf 1,48 Milliarden Euro. Die Geschwindigkeit, mit der sich die politische Lage und daraufhin auch die Geldpolitik im Euroraum verändert hat, ist eine, "die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nie da war", sagt Natzer.
"Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die Bankenlandschaft in Wallung gebracht", fasst es auch Landrat Stefan Rößle zusammen, der zugleich auch Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse ist. Deren Geschäftsgebiet reicht von Oettingen, Harburg und Wemding bis nach Bäumenheim. Zwölf Jahre habe man auf die Zinsanhebungen gewartet, jetzt sei es so schnell gekommen, dass es für die Banken zur Herausforderung wurde. Auch Donauwörths OB Jürgen Sorré, derzeit Stellvertreter im Verwaltungsrat und selbst bis vor seinem Amt bei der Sparkasse beschäftigt, konnte nachfühlen, was es im Kundengespräch bedeute, wenn die Zinsen für eine Baufinanzierung "davonlaufen".
Immobilien im Landkreis Donau-Ries werden günstiger
Auch die Sparkasse selbst vermittelt Immobilien - 61 waren es 2022 und damit weniger als in den Topjahren 2018 und 2020. Damals gingen Mikro-Apartments in Augsburg als Anlageobjekte an Privatinvestoren. Aktuell gäbe es keine vergleichbaren Angebote. Zudem spüre man weniger Nachfrage. "Der Markt hat sich geändert", schildert Michael Scholz. Lange Zeit konnten Verkäufer sich die Werbung für ihre Immobilie sparen, dominierten die Preisgestaltung und bekamen so gut wie alles los. "Jetzt haben wir einen Käufermarkt - wer kaufen will, kann sich mehr Zeit nehmen, verhandeln, überlegen." Und profitiere auch von sinkenden Preisen, sagt Scholz. Gerade bei Objekten außerhalb der Toplagen beobachten die Finanzexperten einen Preisrückgang um die zehn bis 15 Prozent.
Dass viele Kunden und auch Kommunen gerade deshalb vorausschauend handeln und sich Anfang des Jahres noch die niedrigen Zinsen per Bausparvertrag sicherten, zeigen auch die Zahlen. 2022 wurden Verträge im Gesamtvolumen von 52 Millionen Euro abgeschlossen. Zugleich trugen wieder mehr Menschen ihr Geld zur Sparkasse, um mit Termingeldern oder mit einem Sparbrief ein paar Zinsen auf das Guthaben zu erhaschen. Die Sparkasse zahlt je nach Produkt bis zu 1,5 Prozent. Zur Erinnerung: Noch vor Kurzem waren Negativzinsen keine Seltenheit.
Sparkasse: Weniger Kunden nutzen Konsumkredite
Kredite mit kurzer Laufzeit nehmen ab. Nicht nur, weil Privatkunden weniger leicht ins Minus gehen wollen, sondern auch, weil Unternehmen lieber wieder mit Erspartem investieren, als neue Verpflichtungen einzugehen. Für das laufende Jahr zeigt sich Vorstand Natzer dennoch optimistisch. Die Inflation sinke wieder, die wirtschaftliche Lage im Landkreis Donau-Ries - insbesondere die hohe Beschäftigungsquote - wirken in seinen Augen in politisch unsicheren Zeiten stabilisierend. Dennoch: "Viele Menschen merken, das Geld wird knapper, und es geht nicht mehr so auf, wie sie es sich ausgerechnet hatten." Das sorge für Verunsicherung, und gerade auf Schlechtergestellte müsste die Gesellschaft mehr denn je aufpassen.
Grund zum Feiern hat die Sparkasse 2023 aber auf alle Fälle. Die Bank gibt es seit nun 200 Jahren. Das wird am 22. Juni im Heilig-Kreuz-Garten in Donauwörth mit einem Event und einem Mitarbeiterfest (24. Juni) gefeiert.
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