Merz in Söders Revier – und über allem die K-Frage
CDU-Chef Friedrich Merz ist derzeit viel in Bayern unterwegs. Immer mit dabei: die Frage nach dem Kanzlerkandidaten der Union.
Es soll keiner glauben, dass er sich mit 70 Jahren zu alt fühlt für das Amt des Bundeskanzlers. Der Vater wurde zu Beginn des Jahres 100, die Mutter ist 96. An den Genen soll es also nicht liegen, wenn Joachim-Friedrich Martin Josef Merz im Spätsommer dieses Jahres nicht zum Kanzlerkandidaten der Union ausgerufen würde. Eher an anderen Dingen.
Geht alles seinen normalen Gang, wäre Merz als Partei- und Fraktionschef der in Umfragen führenden CDU die erste Wahl, um Kanzler Olaf Scholz (SPD) herauszufordern. Aber ist der Favorit auch der richtige Mann? Gegen diese Zweifel muss der 69-Jährige aus dem Sauerland ankämpfen. In Umfragen schneiden die parteiinternen Konkurrenten Hendrik Wüst und Markus Söder weitaus besser ab. Erst vor wenigen Tagen hat Bernhard Vogel, einst für die CDU in zwei verschiedenen Bundesländern Ministerpräsident, an der Eignung von Merz gezweifelt.
CDU-Chef Merz muss sich gegen Wüst und Söder behaupten
Also doch eher Wüst, der gerade durch die USA tourt, oder Söder? Der Franke, der sich schon 2021 kurzzeitig als Bundeskanzler-Kandidat der Union wähnte, beteuert zwar standhaft, sein Platz sei in Bayern. Aber viele, die ihm politisch nahestehen, sagen: Sollte Söder eine zweite Chance sehen, wird er sie ergreifen. Das erste Opfer wäre Merz. Der CDU-Chef, dieser Tage viel in Bayern unterwegs, kennt das. Schon einmal kosteten ihn die politischen Ambitionen eines CSU-Ministerpräsidenten die Karriere.
Als Angela Merkel Edmund Stoiber den Vortritt ließ, war der damalige CDU-Fraktionschef Merz eines der ersten Opfer und kehrte schließlich der Politik den Rücken. Die Geschichte seines Auf-, Aus- und Wiedereinstiegs in die Politik wurde gerade im ZDF zu bester Sendezeit in einem 45-minütigen Porträt erzählt. Darin wurde klar: Der 1,97 Meter große Sauerländer, dessen Aussagen oft polarisieren ("kleine Paschas") und der drei Anläufe brauchte, um an die CDU-Spitze zu kommen, sieht sich längst nicht am Ende des Weges – und dessen Ziel ist klar.
Merz und CSU-Chef Söder geben sich demonstrativ einig
Damit es Merz nicht aus der Kurve trägt, hält er sich an den mit Söder verabredeten Fahrplan: Erst im Spätsommer dieses Jahres würden CDU und CSU gemeinsam entscheiden, wer die Union dann 2025 in den Bundestagswahlkampf führen soll. Diese Abmachung soll sicherstellen, dass diesmal keine unionsinterne Rivalität die eigene Kampagne behindert.
Seit Monaten demonstrieren Merz und Söder also Einigkeit – neulich allerdings konnte sich der CDU-Chef einen Lacherfolg auf Kosten des Kollegen aus Bayern nicht verkneifen. Er spöttelte auf einem Empfang der Jungen Union mittels eines Ostereis mit Söder-Konterfei über den Ministerpräsidenten, der kurzfristig abgesagt hatte: „Markus Söder ist zwar heute Abend physisch im Landtag, aber als Ei heute Abend bei uns.“ Es war auch eine Anspielung auf eine Aktion des bayerischen Ministerpräsidenten, der zuvor via soziale Netzwerke ein nahezu baugleiches Schokoladenei verlost hatte.
Bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten in München, aus dem nur eingeschränkt zitiert werden darf, zeigte sich Merz dagegen ernsthafter. Söder erwähnte er kaum. Wüst gar nicht. Der CDU-Chef grenzte sich und seine Partei klar von der AfD ab, bescheinigte Deutschland Reformbedarf und machte klar, dass sich die Prioritäten in der Politik durch den Überfall Russlands auf die Ukraine verschoben hätten. „Jetzt geht es zuerst um Freiheit, Sicherheit und Wohlstand. Deutschland muss gemeinsam mit Frankreich bereit sein, eine Führungsrolle in Europa zu übernehmen.“
Welche Rolle er dabei spielen soll? Friedrich Merz, aktuell 69 Jahre alt und viel unterwegs in eigener Sache, hätte da schon eine Idee.
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Die Union bringt derzeit 30 % auf die Waage. Ob dies mit den Kanzlerkandidaten Söder oder Merz erreicht wird, ist eine andere Frage.
Vor allem dann, wenn die SPD den glücklosen Scholz in den Ruhestand versetzt und mit Pistorius als Kanzlerkandidat antritt. Wenn zu-
dem die FDP rausfliegt und die Wagenknecht-Partei reinkommt, werden die Karten neu gemischt, zumal es aufgrund der Wahlrechts-
reform noch nicht sicher ist, ob die CSU überhaupt in den Bundestag kommt, da ihr von den Aiwanger Freien Wählern entscheidende
Prozente abgenommen werden könnten.
Günter S. ( 20.4. , Dazu auch .. , T-Online 9.4.,12.38 Uhr ) trifft das Wesen dieses Egomanen auf den Punkt.
Der bayerische Wahlforscher Oberreuter hat Söder einmal als "Wendehals" charakterisiert. Insofern hat Georg KR. hier recht.
Neuestes Wende-Manöver von Wendehals "Spruchbeutel" Söder:
"Hammer-Ansage von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (57, CSU)! Zwei Monate vor der wichtigen Europawahl hat der CSU-Chef so deutlich wie nie gefordert, das geplante EU-Verbot für Benziner und Diesel zu kippen! (Quelle: BILD 20. 4. 24)
Im gleichen Artikel:
"Söder hatte im Jahr 2020 selbst ein Verbrennerverbot ab 2035 gefordert."
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/soeder-fordert-zulassungsverbot-fuer-verbrenner-ab-2035-16973032.html
Soll man den noch ernst nehmen?
Man kann (und sollte, wer es bisher tat) ihn doch nicht
mehr ernst nehmen . . . .
„ Was interessiert Markus Söder außer Söder selbst?
Er ist als Politiker ein Produkt von Stimmungen und
Umfragen - ein Mann, der auf den Wellen der Erregun-
gen schwimmt wie ein Korken “
(so überaus zutreffend, wie ich meine, Rene Pfister in
„Warum Markus Söder als Kanzler ein Unglück wäre“
- Spiegel online - 07.04.2024 15:45 Uhr)
Dazu auch:
„ Das Defizit liegt auf einer anderen Ebene. Wenn man
es nicht Charakter nennen will, dann vielleicht eine
sittliche Reife und ein rudimentäres Maß an Anstand,
das auch in der granitharten Politik gewahrt werden
sollte. Und eine gewisse Geradlinigkeit. . . . .
Politik erfordert eine gewisse Geschmeidigkeit. Aber
keiner wechselt seine Ansichten so geschwind wie
das Chamäleon aus Bayern.“
(„Schade eigentlich“ - in „t-online“ -09.04.2024 - 12:38 Uhr)
SZ Magazin Fellmannund , Lars Reichardt 29. AUGUST 2019" "Wenn die Mächtigen der Welt sich mal richtig aussprechen wollen, gehen sie wandern. So sollen sogar die Hitzköpfe Strauß und Kohl zusammengefunden haben. Aber bringt’s das wirklich? Eine Nachbegehung."
Herr Stoiber und Herr Merz im Wanderkostüm auf einer Sitzbank vor einem Bach, scheinen glücklich und fröhlich zu sein, in der freien Natur, die Wanderspuren von Helmut Kohl und Franz und Franz-Josef Strauss gefunden zu haben, und könnten erkannt haben Körpergrösse ermöglicht politische Weitsicht, der jetzige Kanzler ist von kleiner Statur.
Gunther Kropp, Basel