Moschee in Thannhausen abgedeckt - Tote in Franken
Orkan Andrea hat in der Region gewütet, doch das Schlimmste scheint erstmal vorbei zu sein. In Oberfranken gab es eine Tote.
Orkan Andrea hat in Bayern hohe Schäden verursacht. Auch die Region war stark betroffen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sollten am Donnerstag bayernweit orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde (Windstärke 11) erreicht werden. Inzwischen wurden die Unwetterwarnungen für weite Teile der Region aufgehoben. Nur noch im Alpennähe ist mit starkem Sturm zu rechnen.
Augsburg: Zwei Frauen verletzt
In Augsburg wurden zwei Frauen verletzt: Gegen 9 Uhr wurde durch den Sturm eine Frau am Alten Postweg durch eine Windböe erfasst und verletzt. Sie wurde vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Gegen 9:15 Uhr wurde eine zweite Frau in Mering durch eine Windböe erfasst und verletzt, auch sie musste ins Krankenhaus.
Wegen des Orkans Andrea blieb der Augsburger Zoo am 5. Januar geschlossen. Auch der Botanische Garten und Friedhöfe wurden geschlossen. Die Premierenvorstellungen des Großen Chinesischen Akrobatikzirkus mussten verschoben werden.
Die A8 auf Höhe Zusmarshausen musste am Donnerstagmorgen für 30 Minuten gesperrt werden, nachdem gegen 8.30 Uhr ein Baum auf die beiden Spuren in Richtung München gestürzt war.
Seit 4 Uhr am Donnerstagmorgen hatten Polizei und Feuerwehr mit Sturmschäden zu kämpfen. Es wurden Bäume umgerissen, die die Straßen blockierten. Der Schwerpunkt lag im Landkreis Günzburg. Personenschäden sind bei der Polizei bisher nicht bekannt geworden.
Abluftkamin stürzte auf Stromleitung
In Rehling im Landkreis Aichach stürzte ein sieben Meter hoher Abluftkamin auf eine Stromleitung. Personen kamen nicht zu Schaden. In der Region Wertingen sorgte das Sturmtief für zwei Unfälle, bei denenkeine Personen verletzt wurden, jedoch ein Gesamtschaden von über 25.000 Euro entstand. Vor allem im Ost- und Unterallgäu wurden mehrere Straßen durch umgestürzte Bäume blockiert.
Günzburg leidet am stärksten
Am schlimmsten tobte der Sturm im Landkreis Günzburg . In Haldenwang prallte ein Pkw auf der Staatsstraße 2025 gegen einen umgestürzten Baum. Nach derzeitigen Erkenntnissen wurde der Fahrer nicht verletzt. In Günzburg riss Sturmtief Andrea außerdem die Blech-Fassade der alten Münz-Brauerei sowie lose Teile an einigen Gebäuden ab.
Erhebliche Schäden richtete der Sturm in Thannhausen an. Hier wurde das Dach der islamischen Gebetsräume in der Straße "Am Krautgarten" massiv beschädigt und zum Teil abgedeckt.
Folie an Biogasanlage beschädigt
An der Biogasanlage in Jedesheim (Kreis Neu-Ulm) hatte die obere Schutzfolie eines Fermenterturms, der 50 Meter Durchmesser hat, bei dem Sturm einen Riss bekommen. Dadurch war die Folie von der Kuppel des Fermenters abgestreift und beiseite gezogen worden. Eine neue Folie, so Firmenvertreter, sei bereits in Arbeit und werde, sofern das Wetter es erlaubt, am kommenden Dienstag aufgezogen. Bis dahin sei die darunter liegende schwarze Folie ausreichend. Es sei auch kein Gas aus der Anlage ausgetreten; diese arbeite völlig normal. Somit bestehe auch keinerlei Gefahr für die Umwelt.
Ein umgestürzter Baum beschädigte auch einen Zug zwischen Geltendorf und Augsburg. Die Bahnstrecke wurde zeitweise gesperrt. 50 Minuten lang musste nach Angaben der Deutschen Bahn auch die Hauptstrecke Stuttgart-München zwischen dem Augsburger Hauptbahnhof und Augsburg-Hochzoll gesperrt werden.
Autofahrerin stirbt in Oberfranken
Das Orkantief Andrea hat am Donnerstag mit heftigen Sturmböen und Regengüssen, starkem Gewitter und Hagel zahlreiche Schäden in ganz Bayern hinterlassen und ein Todesopfer gefordert. Im oberfränkischen Weißenstadt starb eine 43 Jahre alte Autofahrerin nach einem Frontalzusammenstoß. Nach Polizeiangaben war ein anderes Auto vermutlich von einer Sturmböe in den Gegenverkehr gedrückt worden und hatte so den tödlichen Unfall verursacht.
In weiten Teilen des Landes blockierten umgestürzte Bäume die Straßen. In Regensburgund Landau an der Isar wurden die Dächer eines Möbelhauses und eines Schnellrestaurants abgedeckt. Verletzt wurde dabei niemand. Um die umherfliegenden Trümmerteile des Wellblechdaches in Regensburg zu bergen, war die benachbarte Autobahn 3 zwischen Nürnberg und Passau auf einer Länge von etwa fünf Kilometern rund sieben Stunden lang komplett gesperrt.
Auch in München wütete der Sturm: In den Morgenstunden zählte die Polizei mehr als 70 Einsätze. Bauzäune, Verkehrszeichen und Mülltonnen wurden umgeweht - einige Male wurden parkende Autos beschädigt. Sogar Balkonmöbel wurden auf die Straße geweht. Die Bayerische Schlösserverwaltung warnte davor, in den Englischen Garten zu gehen. Mehrere Bäume wurden dort umgeworfen und Äste abgerissen. Wegen des Sturms blieb auch der Zoo in München geschlossen.
In und um München waren auch Bahnstrecken vom Unwetter betroffen. Nach einem Blitzeinschlag kam es bei der S8 zu Verspätungen, andere Strecken mussten wegen Bäumen auf den Gleisen oder Ästen in der Oberleitung teilweise gesperrt werden. Das galt auch für die Bahnstrecke Holzkirchen-Rosenheim. Pendler auf dieser Strecke traf es gleich doppelt hart: Auch der Ersatzbus konnte nicht ohne Probleme fahren. Die parallel verlaufende Straße war ebenfalls teilweise gesperrt.
In Mittel- und Unterfranken richtete Andrea vergleichsweise geringe Schäden an. "Wir sind relativ glimpflich davon gekommen", sagte ein Sprecher der Polizei in Würzburg. Trotz der jeweils rund 40 Einsätze sei niemand verletzt worden. Feuerwehr und Polizei hatten dagegen mit einem umgekippten Anhänger auf der A3, umherfliegenden Dachziegeln, blockierten Straßen und Autobahnen, überlaufenden Kanaldeckeln sowie umgestürzten Bäumen alle Hände voll zu tun. Schnee und Hagel in der Rhön und im Spessart hätten zudem von den Autofahrern viel Geduld abverlangt. In den höheren Lagen behinderte zudem überfrierende Nässe den Verkehr.
Vielerorts kein Skibetrieb möglich
Der Sturm machte auch den Wintersportlern einen Strich durch die Rechnung. Auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, ruhte der Ski- und Freizeitbetrieb vollständig. "Wir lassen niemanden hinauf", sagte eine Sprecherin der Zugspitzbahn. "Die Sicherheit unserer Gäste geht vor. Warum sollen wir Leute auf die Zugspitze hinaufschicken, wenn sie oben den Finger nicht durch Türe stecken können?Q
Für den Wetterbeobachter des Deutschen Wetterdienstes war die Arbeit am Donnerstag alles andere als angenehm. Bei minus neun Grad fegte ein Sturm mit Orkanstärke über die Zugspitze. Zudem herrschte starkes Schneetreiben, wie Dirk Petzner berichtete. "Die Sicht beträgt gerade einmal 40 Meter." Zum Vergleich: Bei schönem Wetter beträgt die Fernsicht auf der Zugspitze 260 Kilometer.
Auch in den Höhenlagen der Allgäuer Alpen war kein Skibetrieb möglich. "Ab einer gewissen Windstärke ist es für die Gäste nicht mehr zumutbar", sagte Augustin Kröll, Geschäftsführer der Oberstdorfer Bergbahnen. Sämtliche Lifte in den Höhenlagen hätten den Betrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt. Die meisten talnahen Lifte würden jedoch fahren.
Für Skifahrer und Snowboarder gab es am Donnerstag aber auch gute Nachrichten: In den nächsten Tagen soll es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes im Alpenraum kräftig schneien. Bis Samstag erwarten die Meteorologen einen Meter Neuschnee in den Höhenlagen. AZ/dpa
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