Kanzler Scholz stürzt sich in die Krisendiplomatie im Nahen Osten
Bundeskanzler Olaf Scholz empfängt den jordanischen König und fliegt im Anschluss nach Israel. Teil seiner Bemühungen ist es, die deutschen Hamas-Geiseln freizubekommen.
Die Sicherheit Israels gilt als deutsche Staatsräson. Der Kanzler lässt dem Grundsatz Taten folgen und engagiert sich mit vollem Einsatz im Nahen Osten, um einen großen Krieg in der fragilen Region zu verhindern. Am Dienstag wird Olaf Scholz (SPD) persönlich per Flugzeug nach Israel aufbrechen. Mit Rücksicht auf die angespannte Lage wollte das Bundespresseamt noch keine Details zu der Reise bekannt geben.
Bevor Scholz abhebt, empfängt er den jordanischen König Abdulah II. im Kanzleramt, der ein stabiler Partner Israels und des Westens ist. Das Königshaus führt seine Abstammung auf den Propheten Mohammed zurück und genießt damit in der muslimischen Welt einen gewissen Respekt. Das Land hat in den zurückliegenden Jahren eine enorme Zahl an Flüchtlingen aufgenommen, zuletzt vor dem Bürgerkrieg geflohene Syrer. "Jetzt ist durch den terroristischen Angriff der Hamas auf Israel und viele seiner Bürger eine neue dramatische Situation für uns im Nahen Osten entstanden", sagte Scholz am Montag.
Hamas hat auch Deutsche Geiseln – Olaf Scholz setzt sich für Freilassung ein
Teil seiner Mission ist die Freilassung der von der Terrormiliz Hamas entführten Deutschen. Laut Auswärtigem Amt handelt es sich um mindestens acht Personen. Nach neuen Angaben aus Israel hat die Hamas 199 Entführte in ihrer Hand und damit rund 50 mehr als zuvor berichtet.
Die militärische Hilfe Deutschlands für Israel fällt aktuell bislang begrenzt aus. Die Bundeswehr hat der israelischen Armee zwei Heron-Drohnen überlassen, an denen die Israelis deutsche Soldaten ausbilden. Außerdem will die Bundesrepublik Munition für Kriegsschiffe liefern. Einen Einsatz deutscher Soldaten an der Seite Israels mag sich in Berlin noch keiner vorstellen. "Mir sind weder aus der Regierung noch dem Parlament solche Initiativen bekannt", erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Am Wochenende hatte der Bundeskanzler nach einem Telefonat mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu bekräftigt, dass Deutschland fest an der Seite Israels stehe. "Wir müssen einen Flächenbrand und ein Eingreifen der Hisbollah verhindern – darin sind wir uns einig." Die Hisbollah steht im Libanon im Norden Israels und könnte eine zweite Front eröffnen. Seit Tagen liefern sich die Kämpfer kleinere Gefechte mit der israelischen Armee. "Testet uns nicht im Norden, denn der Preis, den ihr zahlt, wird hoch sein", erklärte Netanjahu.
Der Iran droht Israel damit, kein Beobachter zu bleiben
Die islamistische Miliz ist wie die Hamas ein Verbündeter des Iran, gilt jedoch als weitaus stärker als die Terrorgruppe aus dem Gaza-Streifen. Das Mullah-Regime will den jüdischen Staat vernichten. Die Befürchtung in Israel ist, dass die Hisbollah zum Angriff übergeht, sollte Israel die Bodenoffensive in Gaza beginnen. Am Samstagabend hatte Irans Außenminister Hossein Amirabdollahian in Katar mit dem Chef der Hamas, Ismail Haniyyeh, beraten. "Wir haben unsere Botschaft an das zionistische Regime über dessen Verbündete vermittelt, dass der Iran nicht einfach Beobachter bleiben kann, wenn sie ihre Gräueltaten in Gaza nicht einstellen", erklärte der Minister in einem Fernsehinterview.
Die USA als wichtigster Verbündeter Israels mahnte die Regierung in Tel Aviv, von einer Besetzung Gazas abzusehen. „Ich denke, das wäre ein großer Fehler“, sagte US-Präsident Joe Biden in einem Interview mit dem Sender CBS. Gleichzeitig erklärte er, dass die Hamas zerstört werden müsse, es aber auch einen Staat für die Palästinenser brauche. Laut Medienberichten erwägt Biden, persönlich nach Israel zu reisen, um das ganze Gewicht der USA vor Ort einzubringen, damit ein Flächenbrand abgewendet werden kann.
Der US-Präsident hat zwei Marineverbände in das östliche Mittelmeer befohlen. Die Vereinigten Staaten haben der Hisbollah-Führung zu verstehen gegeben, dass ein Angriff erhebliche Konsequenzen haben werde. Die Hisbollah gab sich kämpferisch und entgegnete, bereit für die Konfrontation zu sein.
Die israelische Armee hat sowohl Truppen an der Grenze zum Libanon zusammengezogen als auch am Gazastreifen. Der Chef der Streitkräfte, General Herzi Halevi, sagte bei einem Besuch einer Einheit im Süden des Landes unterdessen, dass der Einsatz im Gaza-streifen bald bevorstehe. "Unsere Verantwortung ist es jetzt, in den Gazastreifen einzudringen und dorthin zu gehen, wo sich die Hamas vorbereitet, agiert, plant und zuschlägt. Greift sie überall an, jeden Kommandeur, jeden Kämpfer, zerstört Infrastruktur", forderte er von seinen Soldaten.
Bislang zögert die israelische Regierung, den Befehl zur Bodenoffensive zu geben. Die Armee hat die Palästinenser aufgefordert, sich im Süden des Gazastreifens in Sicherheit zu bringen. Die israelische Luftwaffe fliegt unterdessen weiter Angriffe.
Die Attacken der Hamas haben bislang rund 1400 Israelis und Staatsangehörige anderer Länder das Leben gekostet, dem Bombardement des Gazastreifens fielen etwa 2750 Palästinenser zum Opfer.
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(edit/NUB 7.2)
War nicht gerade unsere unvergleichliche Außenminister genau dort, wo Scholz hinreisen will?
Was hat die Frau da gemacht? Was ist passiert, dass jetzt Scholz selbst dahin fährt?
Man kann nur mutmaßen, aber die Vorstellung, dass Ägypter und Israeli, weil sie Deutschland als Vermittler anerkennen, die Bitte ausgesprochen haben, man möge für solche Gespräche bitte nicht die Praktikantin schicken, ist nicht von der Hand zu weisen.
Ach so. Weiß eigentlich jemand, wie viele ausreißewillige Deutsche nach Einstellung der Lufthansa-Flüge noch in Israel sitzen?
Die Kameralistik verlangt halt, daß Geldtöpfe auf Teufel komm raus bis zum Ende einer Periode geleert werden müssen.
@Wolfgang B.: „Kameralistik“
Vermutlich wollten Sie Ihre Antwort nicht hier anhängen. Trotzdem gibt mir Ihre Antwort jetzt die Gelegenheit, etwas niederzuschreiben, was mir schon länger auf den Nägeln brennt.
Dass die Kameralistik viele Schwächen hat, ist bekannt. Allerdings ist bei Ihrem Thema auch auf § 19 Absatz 1 BHO hinzuweisen. Ganz allgemein ist man aber wohl nicht immer so unglücklich über fehlende Transparenz.
Zum Thema Intransparenz passt auch das Zusammenwerfen von Kreditgewährungen mit der Gewährung von verlorenen Zuschüssen in der medialen Berichterstattung. Oder wenn beim Ukrainekrieg Waffenkäufe der Ukraine z. B. in Polen unter „von Polen zugesagte Militärhilfe“ geführt werden. Und bei den Berichten über von den USA zur Verfügung gestelltes Militärgerät wäre es auch interessant, zu erfahren, wann dies bedingungslos erfolgt und wann es sich z. B. um eine Leihe handelt. – vgl. z. B. Lend-Lease Act der USA praktiziert im 2. Weltkrieg: „Bereits unmittelbar nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 sicherte Roosevelt Stalin die Rüstungsunterstützung der USA zu“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Leih-_und_Pachtgesetz)
Bereits am 29.04.2022 schrieb faz.net unter NEUES „LEND AND LEASE“-GESETZ: „Biden darf der Ukraine Waffen leihen.“
Doch @Herr Eimiller, wollte ich. Es war als Hinweis für unnützes Geldausgeben gedacht: erst fliegt sie, dann fliegt er ... und einige fliegen sicherlich noch.
@Wolfgang B.
Sie verfassten somit einen Kommentar, der den Leser zum Mitdenken herausfordert. Grundsätzlich gefällt mir das.
Ich versuche es, Herr @Eimiller. Bleibe aber manchmal im Versuch stecken. :)
Rainer Kraus, das klingt ja so, als ob Israel der Aggressor ist, wenn Sie davon sprechen, dass "Israel mit Bodentruppen in Gaza einfallen dürfen". Die Welt wird erst dann eine andere sein, wenn der Iran direkt in den Nahost-Konflikt eintritt oder China Taiwan zum ganz großen Krieg zwingt. Die Israel-Kriege haben bisher nie zu einem Weltkrieg geführt, gleichwohl wurden die Probleme zwischen Juden und Palestinensern bisher nie gelöst.
Auf Scholz und Merkel einzudreschen, ist billige AfD-Propaganda, hilft aber nicht weiter wie alles, was diese Rechtsradikalen so irres
von sich geben.
Vielen Dank an christian Grimm für die erklärende Aufarbeitung des Nahost-Konflikts.
"Teil seiner Bemühungen ist es, die deutschen Hamas-Geiseln freizubekommen."
1.Viel Erfolg!
2. Wenn ihm das hoffentlich gelingen sollte, dann wird er sehr in der Wähler Gunst steigen.
"Kanzler Scholz stürzt" da hab ich mich schon gefreut. Leider endet die Überschrift nicht wie erhofft. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Herr Scholz ist der gleiche Postbote & Zahlmeister wie Frau Merkel. Der amerikanische Außenminister Blinken ist auf Besuch beim Saudischen Kronprinzen Salam in Riad und bevor die Fakten nicht geklärt sind, wird keine Offensive der Israeli im Gaza stattfinden, egal welche Sprüche auch geklopft werden.
Sollte jedoch Israel mit Bodentruppen im Gaza einfallen dürfen, die Welt danach eine andere sein.
Herr Kraus,
nur dumm daher zu reden hilft weder
Israel noch den deutschen Geiseln
der Hamas.