Augsburger Allgemeine
Rüdiger Heinze
Kultur und Journal
Rüdiger Heinze wurde 1956 in Zwickau/Sachsen geboren und studierte in Frankfurt am Main Musikwissenschaft und Orchestermusik (Diplom 1982). Seit 1983 Musikredakteur der Augsburger Allgemeinen Zeitung, seit 2008 verantwortlich auch für Kunst und Theater.
Buch-Beiträge u. a. über die Sinfonik zwischen Joseph Haydn und Gustav Mahler in den Verlagen Bärenreiter/dtv; Programmheft-Beiträge u. a. für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Salzburger Festspiele; Gastbeiträge u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Handelsblatt, Die Deutsche Bühne; Katalog-Beiträge für Künstler der zeitgenössischen Kunst.
Artikel von Rüdiger Heinze
Der Tod ist groß - wir sind die Seinen
Im Kreis der Künstler, die die Galerie Oberländer vertritt, ist der 1954 in Heiligenstadt geborene Dietrich Klinge einer, der eigensinnig, beharrlich, ja insistierend fragt, woher der Mensch kommt und wohin der Mensch geht - wobei der erste Teil der Frage eher historisch gemeint ist und der zweite mehr transzendental.
Das große Sternenfeuer
Die Ölbilder des Augsburgers Harry Meyer besitzen physikalisches wie künstlerisches Gewicht. Pastos bis halbplastisch malt er unberührte Natur - was im Zeitalter von Video und Rauminstallation einem doppelten Tabubruch nahekommt.
Das große Sternenfeuer
Die Ölbilder des Augsburgers Harry Meyer besitzen physikalisches wie künstlerisches Gewicht. Pastos bis halbplastisch malt er unberührte Natur - was im Zeitalter von Video und Rauminstallation einem doppelten Tabubruch nahekommt.
Treibstoff für die Philharmoniker
Augsburg hat einen neuen Generalmusikdirektor. Am Montag gab er seinen Amtseinstand in der Kongresshalle. Wenn er so fortfährt, wie er begonnen hat, wird es eine Blütezeit der Philharmoniker und damit große Hörerlebnisse für das Auditorium geben.
Mit Respekt und Anspruch
Gäbe es bei Chefdirigenten ein Gesetz der Reihe, dann müsste Augsburgs neuer Generalmusikdirektor Dirk Kaftan wieder ein milder Orchestererzieher sein. Denn sein Vorgänger Rudolf Piehlmayer war ebenso wie Michael Luig (1989 - 1995) unerbittlich fordernd, und zwischen diesen beiden leitete Peter Leonard die Philharmoniker allzu konziliant (1995 - 2002).
Wächter über Augsburg
Was für eine Biografie! Sowohl mit der Milde als auch mit der Schärfe des Alters blickt Bruno Bushart, ehemaliger Direktor der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg (1964 bis 1982) an diesem Freitag auf 90 Lebensjahre zurück. Blickt zurück auf seine Gefangennahme 1943 in Sizilien während des Zweiten Weltkriegs und auf seine anschließende Inhaftierung in Tunesien, wo er mit Kreide auf Zeltwand den Grundriss des Kölner Doms skizzierte, um den Mithäftlingen deutsche Kunstgeschichte zu vermitteln.
Für die Erbauung wahrer Christen
In jenen Jahren, da der von Augsburg nach Salzburg gezogene Leopold Mozart seine Violinschule schrieb, verfertigte der von Salzburg nach Augsburg gezogene Johann Wolfgang Baumgartner Dutzende von Ölskizzen, die dann - in Kupfer gestochen - als Illustration zu dem vierbändigen Werk "Tägliche Erbauung eines wahren Christen" dienten. Die Violinschule wie die "Tägliche Erbauung" mit ihren kalendarisch geordneten Heiligen-Viten erschienen erstmals Mitte der 1750er Jahre in der damaligen Verlagsmetropole Augsburg und wurden auch wiederholt aufgelegt.
Gewagt und gewonnen mit Händels "Theodora"
Die Krise, so scheint es, hat die Salzburger Festspiele erreicht. Wannje war die Liste der Theater- und Konzertveranstaltungen, zu denen esnoch Karten gibt, so lang wie heuer? Von Rüdiger Heinze
Der Himmel über Augsburg
Wollte man diese Zeilen über den anspruchsvollen Auftritt des Enrico Rava Quintets im Botanischen Garten an die Form des Abends anpassen, dann dürften eben diese Zeilen nur aus zwei langen, komplex-mäandernden Sätzen bestehen, die dem Leser an Verdichtung so viel zumuten, wie dieser Jazz um seiner Qualität willen den vielen Hundert Hörern rund um den Rosenpavillon zumutete - und dann müsste hier im ersten Satz ausführlich die Rede davon sein, wie der Trompeter Enrico Rava seine jüngeren, ebenso virtuosen Begleiter immer wieder dazu anhält, den Mainstream-Jazz zu entgrenzen, über den Tellerrand hinaus auch auf die kantigen Jazz-Idiome und auf andere Musikrichtungen zu schauen, auf dass durch die Einbindung von Free Jazz und den Ausdrucksformen zeitgenössischer Musik, dazu durch die Verknüpfung mit Bossa nova, Traditionals und Smooth-Jazz ja keine Song-Reihung entstehe, sondern eine in sich geschlossene Suite, die in den entscheidenden Passagen wie auf Papier komponiert wirkt, aber natürlich dennoch viele introvertierte und extrovertierte Soli enthält.
Man blickt auf Männer
Wenn der Künstler Rainer Fetting, um den es nach dem 80er-Jahre-Spektakel um die heftige Malerei ruhig geworden ist, noch einmal sein altes Motiv "Rückkehr der Giganten" in Bild, Skulptur und Ausstellungsmotto aufgreift, dann sind darin auch selbstbezügliche Anspielungen zu lesen: Zwar waren für ihn einst die Giganten in erster Linie van Gogh und Gauguin, doch sah er sich damals gleichzeitig auch selbst in van Gogh.