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Jahresrückblick
30.12.2016

Die Gesichter des Jahres 2016 - und ihre Geschichten

Das war 2016 – der große Rückblick in 40 Porträts.
Foto: AZ

Ein schwieriges Jahr geht zu Ende, geprägt von Gewalt, Krieg und Terror aber auch Glücksmomenten. Blicken Sie mit uns zurück auf Personen, die das Jahr 2016 geprägt haben.

Winfried Kretschmann

So sehen Sieger aus. Winfried Kretschmann hat es 2016 allen gezeigt. Der grüne Württemberger ist nicht nur einer der beliebtesten Politiker in Deutschland geworden, dem man auch die höheren Weihen eines Bundespräsidenten zugetraut hätte. Das wird er jetzt zwar nicht. Dafür bleibt der 68-jährige ehemalige Gymnasiallehrer Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Was auch insofern ungewöhnlich ist, da der angestammte Koalitionspartner SPD nach der Landtagswahl mangels ausreichender Masse nicht mehr für ein Bündnis zur Verfügung stand. So fügte sich die ebenfalls abgestrafte CDU zwangsläufig in ihr Schicksal, im Stammland Baden-Württemberg nur noch den Juniorpartner einer grünen Mehrheit spielen zu können. Mit Winfried Kretschmann ist so etwas möglich. Den Grünen im fernen Berlin schmeckt das, was ihr beliebtester Politiker bisweilen kredenzt, nicht immer.

Frauke Petry

Frauke Petry weiß, wie man andere vor seinen Karren spannt. Das hat die 41-jährige Mutter von vier Kindern nicht erst heuer bewiesen. Im Februar blamierte sie die Stadt Augsburg, die sie mit einem nicht haltbaren Verbot aus dem Rathaus sperren wollte. Petry klagte, gewann – und freute sich über billig gewonnene Aufmerksamkeit. Dieses Spiel mit Provokation und Empörung haben sie und ihre Partei, die AfD, perfektioniert: öffentliche Überlegungen über den Einsatz von Schusswaffen gegen Flüchtlinge, die sich nicht an Grenzen halten, eine positive Neubewertung des Begriffs „völkisch“ … Im Gespräch blieb die AfD aber vor allem wegen ihrer Erfolge bei den fünf Landtagswahlen des Jahres – allen Debatten über Antisemitismus, rechtes Gedankengut und, ganz aktuell, die Aufstellung von Wahllisten zum Trotz. Im Bundestagswahljahr 2017 wird sich zeigen, ob Petrys Taktik weiter trägt.

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß ist gerade mal eine Viertelstunde im Amt, da zeigt er, was man von ihm zu erwarten hat. Die Fußballer von Rasenball Leipzig bezeichnet der 64-Jährige als neuen „Feind“. Immerhin rudert er später zurück und spricht von einem „Rivalen“. Klar ist aber: Zurückhaltung von ihm hat man nicht zu erwarten. Manch einer dachte ja, dass Hoeneß demütig von seiner Haftstrafe zurückkehrt. Doch Understatement ist seine Sache nicht. Die Mitglieder des FC Bayern goutieren diese Eigenschaft. Sie wählen ihn im November mit Volkskammer-Mehrheit zum neuen Präsidenten ihres Vereins. Er hatte diese Funktion schon einmal inne, ehe er im Juni 2014 wegen Steuerhinterziehung in der Justizvollzugsanstalt Landsberg einrücken musste. Im Februar 2016 wird der Rest der dreieinhalbjährigen Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Hoeneß ist wieder in Freiheit. Schnell wird ihm klar, dass er seine Zeit nicht ausschließlich mit Frau Susi am Tegernsee verbringen will. Seine finanzielle Schuld gilt als beglichen. Er überweist insgesamt über 40 Millionen Euro an das Finanzamt. Ob er sich wieder zu gesellschaftlichen Themen äußert, ist indes noch offen. Klar ist, dass er verstärkt nach innen wirken will. Die Neustrukturierung der Jugendabteilung ist ihm besonders wichtig. In der Öffentlichkeit fungiert er als Gegengewicht zu Karl-Heinz Rummenigge, der Internationalisierung und Vermarktung zu immer neuen Höhen treibt. Hoeneß hatte recht, als er vor seiner Gefängnisstrafe sagte: „Das war’s noch nicht.“

Matthias Müller

Interviews gehören nicht zu den Kernkompetenzen des Volkswagen-Chefs. Der Oberbayer Matthias Müller hat sich in der Abgas-Affäre auch in diesem Jahr wieder mit unglücklichen Sätzen ins absolute Halteverbot hineingeplaudert. Wie ungeschickt war es etwa, dass er deutsche VW-Kunden, die wie in den USA auch gerne eine satte Entschädigung hätten, für dieses Anspruchsdenken mit der Belehrung kritisiert hatte, die rechtliche Situation sei hierzulande nun einmal ganz anders als in Amerika. Ein Unternehmer sollte alles tun, aber nicht Kunden beschimpfen. Sei’s drum: Der 63-Jährige wurstelt sich weiter in den für VW sündteuren Skandal durch, mal mit Büßermiene, mal lässig lächelnd.

Mario Draghi

Wer mit Mario Draghi spricht, merkt rasch, wie sehr ihn die massive Kritik aus Deutschland an seiner Nullzins-Politik verletzt. Der Präsident der Europäischen Zentralbank ist kein eiskalter Banker, eher ein feinsinniger Intellektueller. Der Italiener kann zuhören und besticht durch Weltgewandtheit, Scharfsinn und Höflichkeit. Sind die Mikrofone abgeschaltet, macht der 69-Jährige keinen Hehl aus seinem Frust, dass Regierungen der Euro-Schuldenländer zu wenig bereit sind, echte Reformen einzuleiten. Die Kritik richtet sich auch gegen sein Heimatland. So musste er es 2016 wieder richten und mit seiner Politik billigen Geldes verhindern, dass der Euro auseinanderbricht. Dennoch steckt der EZB-Chef Prügel ein, weil Menschen auf ihr Erspartes kaum noch Zinsen bekommen und das Geschäft von Lebensversicherungen und Bausparkassen schwerer wird. Draghi ist ein Ritter von der traurigen Gestalt.

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Jan Böhmermann

Es sollte Satire sein und schaukelte sich hoch zum politischen Aufreger des Jahres: Mit seinem Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat Fernsehmoderator Jan Böhmermann, 35, viel Wirbel ausgelöst. Der Fall Böhmermann hat sogar Rechtsgeschichte geschrieben. Was ist passiert? Am 31. März verliest der Moderator in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ auf ZDFneo ein Gedicht über Erdogan, das unter die Gürtellinie geht und den Präsidenten beleidigt. Nach eigenen Worten will Böhmermann damit erklären, was der Unterschied zwischen erlaubter Satire und in Deutschland verbotener Schmähkritik ist. Der türkische Präsident ist empört und will gerichtlich gegen Böhmermann vorgehen. Schon am nächsten Tag distanziert sich das ZDF von dem Beitrag – und nimmt ihn aus der Mediathek. Die türkische Regierung drängt auf eine strafrechtliche Verfolgung des Moderators wegen Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten. Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltet sich in die Affäre ein – und erteilt am 15. April die nötige Ermächtigung zur Strafverfolgung. Erdogan geht auch zivilrechtlich gegen den Moderator vor. Er erzielt einen Teilerfolg: Im Mai erlässt das Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen Böhmermann. Er darf seine „Schmähkritik“ zu großen Teilen nicht öffentlich wiederholen. Eine Entscheidung über ein komplettes Verbot, wie es Erdogan wünscht, steht heute noch aus. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Böhmermann werden allerdings Anfang Oktober eingestellt – weil nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Mainz strafbare Handlungen „nicht mit der erforderlichen Sicherheit“ nachzuweisen sind. Erdogans Beschwerde gegen die Entscheidung wird abgewiesen.

Sigmar Gabriel

Sigmar Gabriel ist ein Mann, der seine Beobachter auch 2016 als wuchtiger Chef-Polarisierer der Großen Koalition hin- und hergerissen hat. Da schien er im schier endlos wirkenden Krimi um den Erhalt tausender Tengelmann-Jobs als Verlierer dazustehen. Doch dann holte der niedersächsische Parteifreund und Über-Genosse Gerhard Schröder für ihn als Schlichter die Kastanien aus dem Supermarktfeuer. Gabriels Kampfeslust und sein Beharrungsvermögen mögen ihn bei Tengelmann-Kassiererinnen das ein oder andere Treue-Herz eingebracht haben. Auch sonst hatte der SPD-Mann zumindest als Bundeswirtschaftsminister einen guten Lauf: Konjunkturell bleibt Deutschland noch eine Quelle der Kraft in Europa. Und wer sich als Journalist über den 57-Jährigen immer wieder ärgert, weil er gegenüber ungelegenen Fragen von Reportern ausfällig werden kann, muss ihm doch Respekt für seinen unflätigen Auftritt in China zollen. Dort hat der Sozi es den Genossen mal so richtig gegeben und klargemacht, dass es nicht angehe, wenn die kapitalistischen Turbo-Kommunisten eine deutsche Firma nach der anderen kaufen.

Angela Merkel

Tut sie es, oder tut sie es nicht? Verkündet sie eine Flüchtlingsobergrenze? Sagt sie endlich mal, wir schaffen das nicht? Kommt sie zum CSU-Parteitag? Und tritt sie trotz allem noch einmal als Kanzlerkandidatin an? Für Angela Merkel war es ein Jahr der schwierigen Entscheidungen. Und wer weiß, wie schwer sich die Kanzlerin tut, überhaupt Entscheidungen zu treffen, kann erahnen, wie anstrengend 2016 für sie gewesen sein muss. Doch es kommt noch schlimmer: Schon prohezeien die politischen Horoskope, dass der mächtigsten Frau der Welt das härteste Jahr noch bevorsteht: das Wahljahr. Dabei würde die Mehrheit der Deutschen sie ganz gerne behalten. Wenn da nur nicht die Flüchtlingspolitik wäre. Da sind nämlich die meisten Bürger der Ansicht, dass der Regierung – und allen voran der Chefin – die Lage entglitten ist. Zumindest die Rechtspopulisten haben über ihre neuerliche Kandidatur frohlockt. Sonst hätten sie sich neben „Merkel muss weg!“ ja glatt noch eine weitere Idee einfallen lassen müssen. Und für manche ist diese Frau sowieso mittlerweile an allem schuld. Danke, Merkel! Dass sie ihren Kurs längst korrigiert hat, dass sie in vielen Punkten auf die Forderungen der bayerischen Schwesterpartei eingegangen ist, scheint nicht zu zählen. Mit dem Anschlag von Berlin wird der Druck noch größer.

Queen Elizabeth

Es hätte ein wunderbares Jahr sein können für die britische Königin Elizabeth II. Enkel William samt Kate und Kindern lässt selbst hartleibige Gegner der Monarchie weich werden. Enkel Harry, einst Skandal-Prinz, ist mit karitativem Engagement und neuer Liebe, der US-Schauspielerin Meghan Markle, in den Schlagzeilen. Positiv. Geburtstag gefeiert wurde auch, ausgiebig: Die Queen wird schließlich nur einmal 90 – am 21. April wurde sie es; ihr Mann, Prinz Philip, in diesem Jahr gar schon 95. Die Stimmung aber trübten: der Brexit und der bröckelnde Buckingham-Palast

Jerome Boateng

Der Fußballer Jérôme Boateng zeichnet sich auf dem Feld vor allem durch seine ruhige Spielweise aus. Früher hing ihm daher auch der Ruf einer latenten Schlafmützigkeit nach. Das ist vorbei. Mittlerweile gilt der 28-Jährige sowohl beim FC Bayern als auch in der deutschen Nationalmannschaft als Institution. Kaum einer verteidigt das eigene Tor so stil- und wirkungsvoll wie er. Im Sommer allerdings sah er sich einem Angriff ausgesetzt, den er alleine nicht parieren konnte. Der stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland behauptete, dass der Defensivmann zwar ein hervorragender Fußballer sei, „aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“. Boateng hat einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter. Geboren wurde er in Berlin. Der Nationalspieler ging gar nicht erst auf Gauland ein. Er könne darüber „nur lächeln“. Dafür sprachen andere, wie beispielsweise Bundestrainer Joachim Löw. Nach einer spektakulären Rettungsaktion Boatengs während der Europameisterschaft sagte er, dass man sich einen Nachbar wie ihn nur wünschen könne. Da hatte Löw die Lacher noch auf seiner Seite. Wenig später sorgte ein Griff in die Körpermitte eher für runtergezogene Mundwinkel. Boateng ficht das selbstverständlich nicht an. Der wurde erstmals zum Fußballer des Jahres gewählt und bildet seit der laufenden Saison ein Innenverteidiger-Duo mit Mats Hummels. 35 Millionen Euro ließen sich die Münchner diesen Transfer kosten. Hummels immerhin dürfte auch Gauland gerne als Nachbar haben. Schließlich hat er deutsche Eltern und ist überaus wohlerzogen. Fraglich ist vielmehr, ob Hummels gerne zu Gauland in die Nachbarschaft ziehen wollen würde.

Christo

Er ist ein Visionär, der Landschaft in ein Kunstwerk verwandelt und Hunderttausende beglückt hat, weil sie über Wasser wandeln konnten. Christo hat im Sommer auf dem norditalienischen Lago d’Iseo mit seinen „Floating Piers“ bewiesen, was ein Einzelner mit Kühnheit erreichen kann. Es war das 23. Großprojekt des in New York lebenden Künstlers, der nie aufgibt, bis er am Ziel ist – wie auch die Verhüllung des Reichstags 1995 zeigte. Zwei Wochen machte der 81-Jährige einen See zum Mittelpunkt Europas, indem er dort ein Gemälde aus mit safrangelbem Stoff bespannten Stegen und Wegen erschuf. Ein grandioses Landschaftsbild auf Zeit – und ein Event, das vom Publikum überrannt wurde.

Boris Johnson

Es gehört zu den großen Rätseln dieses an Rätseln nicht gerade armen Jahres, wie der Mann damit durchkommen konnte. Boris Johnson ist ein Politiker, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Obwohl er den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union für einen ziemlichen Quatsch hält, setzt er sich an die Spitze der Brexit-Bewegung. Warum? Einfach nur, weil er Karriere machen will. Und weil er damit einem alten Rivalen eins auswischen kann. Der Mann heißt David Cameron und er hat in diesem Jahr alles riskiert. Um die ewigen Diskussionen über die Rolle der Briten in Europa ein für alle Mal zu beenden, zettelt der Premier ein Referendum an. Er lässt das Volk über den EU-Austritt abstimmen und rechnet fest mit einem Erfolg. Aber er rechnet nicht mit seinem alten Bekannten aus Studententagen: Boris Johnson. Der Ex-Bürgermeister von London wird zu seinem großen Gegenspieler. Mit populistischen Parolen, falschen Zahlen und halben Wahrheiten hetzt er die Briten gegen Europa auf. Und es klappt. Mit knapper Mehrheit stimmen die Menschen auf der Insel im Juni für den Brexit. Das Problem an der Sache: Keiner hat einen Plan, wie das überhaupt funktionieren soll. Erst recht nicht Johnson. Der Mann, der ansonsten nie um einen coolen Spruch verlegen ist, der nie einer Kamera aus dem Weg geht, taucht tagelang unter. Denn die Stimmung dreht sich. Für viele Briten ist „Mister Brexit“ jetzt der Böse. Der Mann, der das Land aus niederen Motiven ins Verderben gestürzt hat. Doch die Zeche zahlt ein anderer: Cameron tritt zurück. Er musste einsehen, dass er sich verzockt hatte. Theresa May zieht in „10 Downing Street“ ein. Sie muss jetzt die Scherben zusammenkehren und auf die Frage, wie das gehen soll, erfindet sie eine verblüffend geniale Universalantwort: „Brexit heißt Brexit“. Und dann tut sie etwas, womit keiner mehr gerechnet hatte: Sie befördert Boris Johnson zum Außenminister. Irgendwie rätselhaft, oder?

Rodrigo Duterte

Ein deutscher Bundeskanzler, der andeutet, dass er vor Jahren schon mal ganz gerne von seinem Motorrad aus Drogenhändler abgeknallt hat oder US-Präsident Obama einen „Hurensohn“ nennt? Undenkbar. Aber Realität auf den Philippinen: Der aktuelle Staatschef Rodrigo Duterte machte Wahlkampf mit dem Versprechen, Verbrecher umzubringen. Seit seinem Amtsantritt sind fast 3000 des Drogenhandels Verdächtige oder vermeintliche Kleinkriminelle umgekommen. Bei Kämpfen unter den Kartellen oder bei Schusswechseln mit der Polizei, sagt die Regierung. Doch viele der Opfer wurden von Motorrädern aus im Vorbeifahren hingerichtet. Doch der Aufschrei blieb aus: In einem Land mit extremen sozialen Verwerfungen, in dem das Gros der Armen seit Jahrzehnten sich selbst überlassen wurde, kommt ein Typ wie dieser Rodrigo Duterte an.

Dirk Schuster

Markus Weinzierl ist schuld. Der hatte erst seinen Vertrag beim FC Augsburg bis 2019 verlängert und kam dann zur Erkenntnis, dass er ja eigentlich den Verein verlassen will. Im Sommer war er tatsächlich weg. Augsburg suchte einen neuen Trainer – und fand Dirk Schuster. Der ideale Mann für den Job, wie Vereinschef Klaus Hofmann frohlockte. Mit keinem anderen habe man verhandelt, nur mit dem Defensiv-Handwerker, der Mega-Außenseiter Darmstadt souverän zum Klassenerhalt gebracht hatte. Das sollte Schuster in Augsburg wiederholen. Er schien auf einem ordentlichen Weg, bis er am 14. Dezember gefeuert wurde. Warum? Ein Rätsel. Schuster habe zu defensiv, zu unattraktiv spielen lassen, jammerten die Vereinsbosse. Schon gemein, dass ihnen vorab niemand gesagt hat, für welche Art Fußball Schuster steht. Und Weinzierl? Ist mit Schalke auf einem ordentlichen Weg.

Fabian Hambüchen

Ein Drehbuchautor hätte das Leben des Fabian Hambüchen kaum spannender gestalten können als die Wirklichkeit. Bereits als Baby hatte der Wetzlarer den ersten Kontakt zu einer Reckstange. Sein Vater – nach Meinung von Fabian ein Turn-Fanatiker als Trainer – hob den vier Wochen alten Säugling zum ersten Mal an das Gerät, das ihn später weltberühmt machte. Hambüchen ist als Höhenflieger zum Gesicht der deutschen Akrobaten geworden. 2004 in Athen war er noch der Turnfloh, 2008 in Peking gewann er Bronze, 2012 in London Silber und in diesem Sommer in Rio de Janeiro olympisches Gold. Der Medaillensatz des Ruhms ist komplett. Dabei hat nicht einmal der 29-Jährige an diesen spektakulären Höhepunkt geglaubt. Zu sehr schmerzte die durch angerissene Sehnen lädierte Schulter. Aber der ehemalige Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt verschaffte Linderung und der Onkel sorgte als Mentalcoach für das innere Gleichgewicht. Ohne Erwartung fuhr der Student aus Köln zu den Spielen nach Brasilien – und war auf den Punkt fit. Der Flugkünstler hat allen Widrigkeiten getrotzt und ist Deutschlands „Sportler des Jahres“. Demnächst will sich Hambüchen an der Schulter operieren lassen, mit dem Turnen soll aber Schluss sein. Auch wenn die Weltmeisterschaft 2019 in Stuttgart ein reizvolles Ziel wäre. Dort gewann er 2007 den WM-Titel.

Recep Tayyip Erdogan

Kein Zweifel, seine Gegner fürchten diesen Mann: Recep Tayyip Erdogan. Eigentlich wollte der kleine Recep einst Fußballprofi werden – so jedenfalls will es die Legende, an der der heutige Präsident und seine Mitstreiter eifrig stricken. Eine andere Legende hören seine Anhänger nicht so gerne. Er soll einmal gesagt haben, dass die Demokratie wie eine Straßenbahn sei – wenn man an der Endhaltestelle sei, steige man aus. Genau dies scheint mit Blick auf 2016 der Fall zu sein: Nach der Abwehr des Militärputsches im Sommer nahm sich Erdogan mit kaltem Blick die Demokratie vor. Besser gesagt: Er nutzte das Trauma, das seinen Landsleuten in den letzten Jahrzehnten durch blutige Militärjuntas in die Seele gebrannt wurde, um seinerseits für einen schleichenden Staatsstreich zu sorgen. Zunächst entließ er Zehntausende unliebsame Verwaltungsbeamte, Lehrer oder Offiziere, dann kassierte er die Pressefreiheit, bevor er jetzt die pro-kurdische Oppositionspartei HDP eliminierte. Eine wenig erbauliche Jahresbilanz, wenn man bedenkt, dass Erdogan vor zwölf Jahren von dem damaligen Bundeskanzler in Berlin Gerhard Schröder mit dem „Quadriga-Preis“ als „Europäer des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Von Würdigungen dieser Art ist der heute 62-Jährige aktuell weit entfernt. Doch zu Schröders Ehrenrettung sei angemerkt, dass der Westen damals voller Hoffnung auf die Türkei blickte. Das Land galt als Symbol dafür, dass auch in einer islamisch geprägten Gesellschaft Demokratie und eine moderne Wirtschaft blühen können. Dieser Traum ist am Bosporus vorerst ausgeträumt. Die Europäische Union will den letzten Schnitt – sprich den Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen – noch nicht gehen. 2017 wird zeigen, ob Erdogan auch auf diesen letzten Kredit spucken wird.

Marcus da Gloria Martins

Für München war der 22. Juli ein schwarzer Tag: Der Schüler David Ali S. erschoss im Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen und tötete sich am Ende selbst. Bei aller Tragik erntete ein Mann, auf den an diesem Tag quasi ganz Deutschland schaute, viel Bewunderung: Marcus da Gloria Martins, Pressesprecher der Polizei München. Ruhig, besonnen und sachlich informierte er über die Ereignisse, behielt auch angesichts von Falschmeldungen, Gerüchten, Halbwahrheiten und Emotionen im Internet einen kühlen Kopf. Er habe es geschafft, ein ganzes Land zu beruhigen, schreiben Fans nach dem Amoklauf begeistert auf Facebook. Dafür wurden da Gloria Martins und sein Team mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem mit dem Sonderpreis 2016 des Bundesverbandes deutscher Pressesprecher.

Angelique Kerber

Wer Angelique Kerber zusieht, braucht gute Nerven. Immer wieder scheint es, als gewinne nun ihre Gegnerin die Oberhand, immer wieder gerät Kerber während der Ballwechsel unter Druck – und immer wieder befreit sie sich spektakulär. Angelique Kerber ist das größte Stehaufmädchen des Tennissports. Das gilt für ihr Spiel, das gilt für ihre Laufbahn. Vor den US Open 2011 dümpelte ihre Karriere bedenklich dahin. Kerber stand auf Weltranglistenplatz 92 und machte sich Gedanken, ob sie das mit dem Tennis nicht sein lassen sollte. Sie schaffte es bis ins Halbfinale und von da an ging es bergauf. 2016 war ihr größtes Jahr. Sieg in Australien, Finale in Wimbledon, Silber in Rio, Sieg in New York. Und damit die Führung in der Weltrangliste. Mit 28 Jahren. Beim ersten Mal als Nummer eins war vor ihr keine andere Spielerin so alt. Geduld und Standvermögen zahlen sich manchmal aus.

Cristiano Ronaldo

Cristiano Ronaldo hat mehr als 20 Autos. Sein sechsjähriger Sohn (von einer Leihmutter ausgetragen?), mit dem er alleine lebt, darf jeden Morgen entscheiden, ob er zum Beispiel mit dem Bentley, Rolls-Royce, Porsche oder dem Lamborghini  zur Schule gebracht werden will. Cristiano Ronaldo hat eine Slip-Kollektion, er baut eine eigene Hotelkette auf, betreibt einen Escort-Service, über 200 Millionen Menschen folgen ihm in den sozialen Netzwerken, so bringt ihm jeder werbliche Tweet rund 230 000 Euro ein. Cristiano Ronaldo kann sehr gut Fußball spielen. 2016 wurde er 31 Jahre alt, er wurde (mal wieder) zum besten Spieler der Welt gewählt, gewann mit Real Madrid (mal wieder) die Champions League und den Weltpokal, stellte (mal wieder) Torrekorde auf. Und Cristiano Ronaldo weinte (mal wieder). Aber wie! Denn sein Traum, auch mit Portugals Nationalmannschaft einen Titel zu holen, wurde bei der EM wahr. Dass zudem herauskam, dass er auf zwielichtige Art vermeidet, Steuern zu zahlen? Das gehört zu diesem Krönungsjahr, eben: Cristiano Ronaldo ist der beste, reichste und schönste Fußballspieler der Welt.

Maren Ade

„Toni Erdmann“ ist erst ihr dritter Spielfilm. Doch das tragikomische, fast drei Stunden lange Vater-Tochter-Drama trägt die Regisseurin Maren Ade in immer neue Höhen. Bei den Filmfestspielen in Cannes von Kritikern als Kinowunder gefeiert, ging der Film noch leer aus. Aber dann: Rekorde an den Kinokassen. Und zum 40. Geburtstag Ades räumte „Toni Erdmann“ ab: Europäischer Filmpreis in fünf Kategorien, darunter zwei für die Regisseurin – bester Film, bestes Drehbuch. Sieben Jahre hat die beharrliche Perfektionistin an „Toni Erdmann“ gearbeitet. Nun geht der Film ins Rennen um den Oscar. Ade ist ihre eigene Produzentin. Name der Firma: Komplizen Film. Klingt sehr nach Kino.

Bob Dylan

Merkwürdige Duplizität: Am Tag, als der italienische Theaterlöwe und Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo starb, wurde dem amerikanischen Sänger und Songwriter Bob Dylan der Literatur-Nobelpreis 2016 zuerkannt – beide umstritten als Laureaten im Namen Nobels. Der eine, weil er aus dem Genre des Volkstheaters schöpfte, der andere, weil er aus der Folk-Musik stammt. Das war manchem zu populär gedacht bzw. manchem zu wenig literarisch. Aber wer die bedeutsameren Songtexte des 1941 in Duluth/Minnesota als Robert Allen Zimmermann geborenen Bob Dylan kennt, und wer überdies um die jahrtausendealte Tradition möglicher Deckungsgleichheit von Lied und Gedicht weiß – von Homer über Villon bis hin zu Pete Seeger –, der macht seinen Frieden mit der Stockholmer Preisträger-Wahl. Selbst, wenn Dylan erst einmal abtauchte und zur Auszeichnung die Vertretung Pattie Smith schickte.

Donald Trump

Experten, Politiker und nicht zuletzt die Medien in den USA, ja weltweit waren sich einig: Donald Trump hat keine Chance. Gleichzeitig aber war dieser so schillernde wie rüpelhaft-cholerische Blondschopf für Presse, Funk und vor allem Internet der mit Abstand faszinierendste Matador bei den Vorwahlen. So hatte der krasse Außenseiter die höchste Aufmerksamkeit in den Medien. Als klar galt anfangs dennoch: Niemals wird sich der Milliardär und TV-Star bei den Vorwahlen als Kandidat der altehrwürdigen Republikaner für die Präsidentschaftswahlen durchsetzen. Und danach: Niemals wird er als Präsidentschaftskandidat der altehrwürdigen Republikaner eine Chance gegen die hochprofessionelle Hillary Clinton haben. Und nun? Einmal: Die Republikaner sind vielleicht gar nicht mehr so altehrwürdig. Zum Zweiten: Trump wird in zwei Wochen in Washington als 45. Präsident der USA vereidigt. Das ist – sieht man einmal davon ab, dass Leicester City 2015/16 englischer Fußballmeister wurde – eine beispiellose Sensation. Zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick könnte der Erfolg des 70-Jährigen als Lehrstück dafür gelten, wie eine latente Unzufriedenheit in beachtlichen Teilen der Bevölkerung zu einer dynamischen Bewegung anschwillt. Und zwar zunächst fast unbemerkt von der liberal-intellektuellen Mittel- und Oberschicht. Den Eliten in Washington, New York oder San Francisco ist das Gespür dafür, was beispielsweise die von Abstiegsängsten geplagte Bevölkerung in einer Kleinstadt im Mittleren Westen fühlt und denkt, abhanden gekommen. Ein Gespür, das den designierten US-Präsidenten auszeichnet. Die Folgen dürften gravierend sein: Noch nie war derart unklar, was der Führer der noch immer mächtigsten Nation vorhat. Und das in einer Phase der weltweiten Instabilität. Die bange Frage lautet: Was wird an dieser Stelle wohl Ende 2017 zu lesen sein?

J. K. Rowling

Das Zaubern verlernt man wohl ebenso wenig wie das Schreiben. Aber fast magisch war es dennoch, wie die Britin Joanne K. Rowling es wieder einmal schaffte, alle in Bann zu ziehen: Leser, Theatergänger und Kinobesucher. „Harry Potter und das verwunschene Kind“, mit diesem Theaterstück um den einstigen Zauberlehrling und seinen Sohn, führte sie den Hype fort, den sie vor 19 Jahren losgetreten hat. Und zauberte dann den nächsten Erfolg aus dem Hut: das Drehbuch für den Film „Die phantastischen Tierwesen und wo sie zu finden sind“. Was aber auch zeigt: Einst wollte sie die magische Welt für immer verlassen, dem Zauber aber kann sich auch die Schöpferin nicht entziehen.

Markus Söder

Schmutzeleien? Machtkampf? War da was? Seit der jüngsten Aussprache zwischen CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer und seinem ehrgeizigsten „Kronprinzen“, Finanzminister Markus Söder, ist davon nichts mehr zu hören. Die Redeweise hat sich zum Ende des Jahres geändert, als wäre nie etwas gewesen. Seehofer spricht oft von Geduld und Söder fast nur noch von Demut. Über den Inhalt des Gesprächs wurde nicht viel bekannt, nur dass es ein „gutes“ gewesen sei. Anders als früher hat der Waffenstillstand in der Folgezeit auch gehalten. Das deutet darauf hin, dass die beiden Herren sich in das Unvermeidliche fügen: Die CSU hat – hier Merkel, da die AfD – andere Sorgen. Sie kann sich eine anhaltende Nachfolgedebatte nicht länger leisten. Aufgeschoben bedeutet freilich nicht aufgehoben. Söder (49) will Seehofer (67) beerben. Sein Ehrgeiz ist ungebrochen, sein Selbstbewusstsein auch. Irgendwann geht es wieder los – so, wie es aussieht, spätestens nach der Bundestagswahl. Vielleich sogar schon früher.

Nico Rosberg

Die Formel 1 ist ein eigenartiger Kosmos. Alle zwei Wochen reist der Zirkus mit Fahrern, Mechanikern und Teamchefs um den Erdball, um von Freitag bis Sonntag wie wild im Kreis zu fahren. Nach elf Jahren fürstlich entlohnter Knochenmühle zwischen Flugzeug, Hotel und Fahrerlager entschied Nico Rosberg für sich: Ich bin dann mal weg. Die Fans wunderten sich, Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda schnaubte vor Wut und der 31-jährige Deutsche war einfach nur froh. Nach vierjährigem Psychokrieg mit Lewis Hamilton triumphierte er über die britische Giftnudel und holte sich die Weltmeisterschaft. 34 Jahre nach seinem Vater Keke. Nachdem er den Gipfel erklommen hatte, stieg Rosberg aus und ließ wissen: „Ich spüre eine gewisse Erleichterung.“ Der Weltmeister verlässt das sich ewig drehende Formel-1-Karussell, um sich der Familie und dem Leben zuzuwenden

Wladimir Putin

Wenn ein Politiker Instinkt hat, dann ist es Wladimir Putin. Der russische Präsident scheint zu riechen, wenn und wann ein Kontrahent Schwäche zeigt: Intuitiv stieß der frühere Geheimdienstler in die Lücke, als die USA den Syrien-Krieg nur noch lustlos begleiteten. Die Folge: An Moskau vorbei kann und wird es dort keinen Frieden geben. Die Vorwürfe, dass seine Streitkräfte in Aleppo an Kriegsverbrechen beteiligt waren, prallen an dem 64-Jährigen ab. Innenpolitisch muss er schon seit längerer Zeit keine Konkurrenten mehr fürchten. Wer sich ihm in den Weg stellt, wird abgeräumt. Doch sein Geheimdienst beschränkt sich nicht darauf, die Landsleute in Schach zu halten. Die Indizien mehren sich, dass Computer-Experten im Auftrag des Kremls fleißig versucht haben, den US-Wahlkampf zugunsten des Milliardärs und mutmaßlichen Russland-Freundes Donald Trump zu beeinflussen. Doch Putin hat eine offene Flanke: Die Wirtschaftsdaten des Riesenreiches werden immer schlechter. Das liegt einerseits an den Sanktionen des Westens, aber auch daran, dass die Industrie – mit Ausnahme der Rüstungsunternehmen – dem Weltniveau hoffnungslos hinterherhinkt. Hinzu kommt die allgegenwärtige Korruption. Für Putin alles gute Gründe, sich außenpolitisch als starker Mann zu präsentieren. Noch immer zehrt er von der Bewunderung, die ihm die völkerrechtswidrige Annexion der Krim eingebracht hat. Doch Anerkennung erfährt der Autokrat nicht nur in seiner Heimat. Auch in Deutschland kann er sich auf treue Anhänger verlassen. Warum das so ist, darüber zerbrechen sich Politikwissenschaftler seit Jahren den Kopf. Doch für Putin könnte es Anfang 2017 noch besser kommen, wenn eine russlandfreundliche Regierung in Washington die Macht übernimmt. AZ

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